Märkte können nicht nur durch frühe Transaktionen davon abgehalten werden, jene Dichte zu erreichen, die sie brauchen, um gut zu funktionieren. Manchmal bewegen sich Märkte auch zu schnell. Alvin E. Roth erläutert: „Schnelligkeit kann einen Markt entweder florieren lassen oder zugrunde richten. Schnelligkeit hilft den Teilnehmern in einem dichten Markt, eine Vielzahl potentieller Transaktionen rasch zu beurteilen und zu verarbeiten. Aber manchmal führt die Beschleunigung von Märkten auch dazu, dass sie schlechter funktionieren.“ Schnelligkeit kann potentiell dichte Märkte ausdünnen, weil nicht jedem alles an einem dichten Markt gefällt. Käufer wählen in der Regel gern unter vielen Anbietern aus, und die wiederum sehen gern viele Käufer. Im Jahr 2012 erhielt Alvin E. Roth den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften. Der Wirtschaftsprofessor lehrt an der Stanford University.
Die Schnelligkeit hat viele Märkte verändert
Aber dieselben Käufer wollen nicht, dass ein Haufen anderer ungeduldiger Kunden die Preise nach oben treibt, und Verkäufer hassen es, wenn ihnen Konkurrenten ein Geschäft wegschnappen. Auch in einem dichten Markt finden sich all diese Einstellungen. Alvin E. Roth erklärt: „Die Entschlossenheit, etwas schneller – und nicht nur früher – zu agieren als die Konkurrenten, hat viele Märkte verändert, von den Finanzmärkten bis zu Sport, nicht zu vergessen viele Arbeitsmärkte, etwa für Juristen und Mediziner.“ Der schnellste Markt von allen ist aber der Finanzmarkt.
Es mag für die Finanzmärkte gut sein, ihr Tempo auf ein menschliches Maß herunterzudrosseln, aber es wäre nicht gut, sie so weit abzubremsen, dass sie nicht unverzüglich auf Änderungen in der Welt und in der Nachfrage nach Wertpapiergeschäften reagieren könnten. Das ist einer der Gründe dafür, dass mehr und mehr Finanzmärkte Geschäfte mit Hilfe von Computern tätigen. Aber wenn man in der Geschichte zurückgeht, kann man sehen wie die Beschleunigung der Übermittlung von Informationen sich günstig auf Märkte auswirken kann – insbesondere wenn diese Geschwindigkeit in Tagen und nicht in Millisekunden gemessen wird.
Selbst Märkte im Internet können zu langsam sein
Doch die Beschleunigung der Übermittlung von Nachrichten, die es erlaubt, Entscheidungen auf besserer Informationsgrundlage zu fällen, ist etwas anderes als die Beschleunigung von Entscheidungen, die dazu führt, dass diese bereits vor dem Eintreffen von Nachrichten getroffen werden müssen. Ein Markt funktioniert nur dann effizient, wenn er mehrere Probleme gelöst hat. Dazu muss er alle Glieder in der Kette potentiellen Versagens so weit stärken, dass keines davon bricht.
Was Geschwindigkeit angeht, so tendieren Märkte dazu, einer Art „Goldlöckchen-Prinzip“ zu folgen: Sie dürfen nicht zu heiß, aber auch nicht zu kalt sein. Allzu schnelle Transaktionen können einem Markt schaden. Aber auch übermäßig langsame Transaktionen können sich negativ auf Märkte auswirken. Erstaunlicherweise können sogar Märkte im Internet zu langsam beziehungsweise verstopft sein. Obgleich das Netz mit der Geschwindigkeit von Computern arbeitet, benötigen diejenigen, die es nutzen, trotzdem Zeit, um Angebote zu prüfen und sich zu entscheiden.
Von Hans Klumbies