Alexander Gauland plant den Griff nach der Macht

Olaf Sundermeyer beschreibt in seinem neuen Buch „Gauland“ den politischen Werdegang von Alexander Gauland, der aktuell die Alternative für Deutschland (AfD) anführt. Viele Menschen in Deutschland haben den Eindruck, dass der alte Mann erst jetzt den Weg in die Politik gefunden hat. Doch der Eindruck täuscht: Jahrzehntelang war Alexander Gauland ein Diener des Systems, das er heute bekämpft. Olaf Sundermann erläutert: „Erst die Summe seiner Erfahrungen in Politik, Verwaltung und Medien at die AfD zu einer Bewegungspartei und einer Herausforderung für die Demokratie werden lassen.“ Der Autor bringt Licht in offene Fragen wie: Warum will Alexander Gauland die CDU zerstören, der er fast 40 Jahre angehört hat? Olaf Sundermeyer arbeitet beim Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) als Experte zum Thema innere Sicherheit in der Redaktion Investigatives und Hintergrund.

Berühmt gemacht hat Alexander Gauland die Flüchtlingskrise

Zudem bringt Olaf Sundermeyer Licht in das Vorleben des Frontmanns der AfD und zeigt, wie bewusst und strategisch Alexander Gauland den Griff nach der Macht plant. Berühmt gemacht hat ihn die Flüchtlingskrise – seinen Namen und sein Gesicht. Erst im hohen Alter hat er die Seiten gewechselt und Deutschland einen massiven Rechtsruck abgetrotzt. Sein Ziel hat er noch nicht erreicht. Bei einer Rede vor dem Brandenburger Tor ruft er in die Menge: „Der Wiederstand wird so lange bleiben, bis wir Verantwortung übernehmen.“

Obwohl Alexander Gauland Freude am Umgang mit Journalisten und an der Zeitungslektüre hat, ändert das nichts an der Verachtung der freien Presse in der AfD. Er weiß natürlich, dass die Rede von „Systemmedien“ Unfug ist. Dass niemand in Deutschland dazu in der Lage ist, „die Medien“ zentral zu steuern, wie viele seiner Anhänger glauben. Die Alternative für Deutschland lebt auch von der Unterstellung, die als „Systemmedien“ Diffamierten würden absichtlich lügen und planmäßig Unwahrheiten in die Welt setzen.

Alexander Gauland unterstützt die Rechtsextremisten durch Zustimmung oder Schweigen

Alexander Gauland ist einer der wichtigsten Türöffner für Rechtsextremisten. Ihre Ziele unterstützt er wahlweise durch Zustimmung oder Schweigen. Außerdem geht es dem Führer der AfD um die Nachfolge in einer „entmerkelten“ CDU, wie er sie nennt, die dann keine Berührungsängste mehr mit der AfD hätte, zum Beispiel unter Jens Spahn. Das sei alles eine Frage der Zeit, das zeige das Beispiel Österreich. Diese Variante ist in der AfD ein sehr verbreitetes Denkmodell. Alexander Gauland ist fest überzeugt von der These, dass der Weg zur Macht nur gemeinsam mit der CDU erreicht werden kann.

Alexander Gauland geht es schon lange nicht mehr um das Wohl Deutschlands. Sondern er stellt die oft bemühte Wehrhaftigkeit der Demokratie auf eine ernsthafte Probe. Weil er für eine Bedrohung des politischen Systems sorgt, die eben nicht von extremistischen Gruppen außerhalb der Gesellschaft ausgeht. Denn jetzt formiert sich der Widerstand unter Alexander Gaulands Anleitung aus der gesellschaftlichen Mitte heraus. Und genau das stellt die Demokratie vor eine besondere Herausforderung. Alexander Gauland und seine nationalpopulistische Bewegung kämpfen mit allen Mitteln, die der Rechtstaat selbst zur Verfügung stellt und die sie nun gegen die Demokratie wenden.

Gauland
Die Rache des alten Mannes
Olaf Sundermeyer
Verlag: C. H. Beck
Broschierte Ausgabe: 176 Seiten, Auflage: 2018
ISBN: 978-3-406-72710-8, 14,95 Euro

Von Hans Klumbies