Die Industrielle Revolution hat fast jede Tätigkeit verändert

Die moderne Wirtschaft wächst, weil die meisten Menschen an eine Zukunft glauben und weil Kapitalisten bereit sind, ihre Profite zurück in die Produktion zu investieren. Das allein reicht für das Wirtschaftswachstum allerdings noch nicht aus. Yuval Harari erklärt: „Damit die Wirtschaft wachsen kann, sind außerdem Energie und Rohstoffe nötig. Aber diese sind begrenzt.“ Es ist seiner Meinung nach also nicht abwegig anzunehmen, dass sie früher oder später zur Neige gehen und das ganze kapitalistische System zusammenbrechen könnte. Doch die Erfahrung aus der Geschichte zeigt, dass Energie und Rohstoffe nur theoretische begrenzt sind. Denn obwohl die Menschen seit Jahrhunderten immer mehr davon verbrauchen, ist die verfügbare Menge nicht kleiner geworden. Yuval Noah Harari ist Professor für Geschichte an der Hebrew University of Jerusalem.

Die Forschung erschließt neue Energiequellen und Rohstoffe

Denn wann immer eine Knappheit an Energie oder Rohstoffen das Wirtschaftswachstum zu drosseln drohte, flossen neue Investitionen in die wissenschaftliche Forschung und technische Entwicklung. So wurden nicht nur bestehende Ressourcen besser erschlossen, sondern auch völlig neue Materialien und Energiequellen erfunden. Als Beispiel nennt Yuval Noah Harari die Fahrzeugindustrie: „In den vergangenen dreihundert Jahren hat die Menschheit Milliarden von Fahrzeugen gebaut – von  Handwagen und Schubkarren über Eisenbahnen und Autos bis hin zu Düsenflugzeugen und Space Shuttles.

Allein diese Produktion müsste eigentlich alle Rohstoffe des Planeten erschöpft haben. Doch das Gegenteil ist der Fall. Während die Fahrzeugindustrie im Jahr 1700 ihre Wagen aus Holz und Eisen baute, verwenden die Techniker von heute neue Materialien wie Aluminium, Titan und vor allem Kunststoffen, von deren Existenz frühere Generationen noch nichts ahnten. Yuval Noah Harari ergänzt: „Der Fahrzeugbau hat eine Revolution erlebt, genau wie fast jede andere menschliche Tätigkeit. Diese Revolution ist die Industrielle Revolution.“

Unter den Energiequellen spielte früher die Sonne die wichtigste Rolle

Seit Jahrtausenden nutzen die Menschen die unterschiedlichsten Energiequellen: Sie verbrannte beispielsweise Holz und erschloss sich die Kraft des Windes und des Wassers. Doch diese Energiequellen hatten einen entscheidenden Nachteil – sie waren nicht universell einsetzbar. Aber es gab noch ein viel größeres Problem: Kein Mensch wusste, wie man eine Energieform in eine andere transformieren konnte. Die Menschheit kannte nur eine einzige Maschine, die diese magische Verwandlung vornehmen konnte: den menschlichen Körper.

Da menschliche und tierische Körper die einzigen Maschinen waren, die Energie umwandeln konnten, stand früher bei fast allen Tätigkeiten die Muskelkraft im Vordergrund. Die Energie, mit der diese organischen Muskelmaschinen betrieben wurden, stammte letztlich aus einer einzigen Quelle: den Pflanzen. Und diese Pflanzen erhielten ihre Energie wiederum von der Sonne. Yuval Noah Harari fügt hinzu: „Fast alles, was der Mensch tat, wurde also von Sonnenenergie betrieben, die von Pflanzen eingefangen und in Muskelkraft übersetzt wurde.“

Von Hans Klumbies