Wer andere im Internet schikaniert will diese bewusst quälen. Im World Wide Web herrscht eine geringe Hemmschwelle für die Täter und großes Leid für die Opfer. Fast jeder fünfte Jugendliche hat bereits und Hassattacken im Netz gelitten. Ein Nährboden für Cybermobbing sind vor allem Soziale Netzwerke: mit gemeinen Kommentaren auf Facebook, herablassenden Posts auf Instagram oder bloßstellenden Videos auf Whatsapp sehen sich einer Onlinestudie von Vodafone und dem Meinungsforschungsinstitut YouGov zufolge viele Jugendliche in ihrem Alltag konfrontiert. Fast 5.000 junge Menschen im Alter von 13 bis 18 Jahren wurden dafür weltweit befragt. Die deutliche Mehrheit gab zu: Wer nicht selbst gemobbt wurde, dem ist mindestens ein Fall von Mobbing im Internet bekannt. Fast 40 Prozent der Befragten hatten ein Opfer im engen Familien- oder Freundeskreis.
Mobbing im Internet hat viele Gesichter
Gerade Teenager leiden enorm unter den Schikanen im Netz. Über die Hälfte der Befragten findet diese Art von Mobbing sogar schlimmer als Demütigungen im realen Leben. Kriminaldirektor Andreas Mayer, der für die Kriminalprävention der Länder und des Bundes zuständig ist, erklärt: „Cybermobbing ist eine neue Form von Gewalt, die die Grenzen des klassischen Mobbings sprengt. Das Internet gibt Tätern eine offene Plattform, ihre Opfer zu demütigen – rund um die Uhr.“ Wer von Cybermobbing betroffen ist, weiß oft nicht weiter.
Viele Jungen und Mädchen, die von Cybermobbing betroffen sind, schotten sich nicht selten von ihrer Umgebung ab und schwänzen die Schule. Fast jeder Fünfte spielte der Studie zufolge schon einmal mit dem Gedanken, sich umzubringen oder verletzte sich selbst – ein bekanntes Phänomen bei Menschen, die gedemütigt und zurückgewiesen werden. Das trifft auch für Deutschland zu. Mobbing im Cyberspace hat viele Gesichter, es reicht von bösen Kommentaren bis hin zu Todesdrohungen.
Auf Cybermobbing müssen die Eltern sofort reagieren
Kristin Langer, Mediencoach der Initiative „Schau hin! Was dein Kind mit Medien macht“ erläutert: „Je älter Jugendliche werden, desto intensiver und härter können Attacken sein.“ Das heißt im Umkehrschluss aber nicht, dass Jüngere harmloser sind. Kerstin Langer fügt hinzu: „Kinder wissen oft nicht, was sie anrichten.“ Und gerade weil immer mehr von ihnen im Internet aktiv sind, zeigt die Zahl derer, die unbeabsichtigt Nachrichten und Gerüchte verbreiten. Kristin Langer warnt jedoch davor, allein bei den Kindern den Schwarzen Peter zu suchen.
Denn eine Mitschuld können vor allem die Eltern tragen. Gerade junge Menschen, die in ihrem Leben nicht ausreichend anerkannt werden, verschaffen sich auf andere Art und Weise Bestätigung. Auch Gruppenzwang, um am Ende nicht selbst Opfer zu werden, ist laut der Expertin Kristin Langer ein Tätermotiv. Bei Cybermobbing ist eine schnelle Reaktion der Erwachsenen besonders wichtig. Kriminaldirektor Andreas Mayer betont: „Und zwar von dem Zeitpunkt an, an dem sie von dem Cybermobbing erfahren.“ Quelle: Passauer Neue Presse
Von Hans Klumbies