Die Welt ist voller Ungleichheiten

Ist es unfair, dass einige Menschen reich geboren werden und andere arm? Und falls es unfair ist, sollte man etwas dagegen tun? Thomas Nagel betont: „Die Welt ist voller Ungleichheiten – innerhalb eines Landes und im Verhältnis der Länder untereinander.“ Einige Kinder wachsen in einem komfortablen und wohlhabenden Zuhause auf. Sie bekommen eine gute Ernährung und eine ausgezeichnete Ausbildung. Andere Kinder leben in Armut, haben nicht genug zu essen. Und sie haben zu keinem Zeitpunkt Zugang zu einer nennenswerten Ausbildung oder medizinischen Versorgung. Dies ist offenbar Glückssache. Menschen sind für die soziale und ökonomische Klasse sowie für das Land, in dass sie hineingeboren werden, nicht verantwortlich. Der amerikanische Philosoph Thomas Nagel lehrt derzeit unter anderem an der University of California, Berkeley und an der Princeton University.

Diskriminierungen sind unfair

Die Frage lautet nun für Thomas Nagel wie schlimm die Ungleichheiten sind. Sollten die Regierungen ihre Macht geltend machen, um Ungleichheiten dieser Art zu verringern, wenn ihre Opfer für sie nicht verantwortlich sind? Einige Ungleichheiten erlegt man mit Absicht auf. Die Rassendiskriminierung schließt bewusst Menschen einer bestimmten Rasse von Arbeitsstellen, Wohnungen oder Ausbildungsmöglichkeiten aus, die Menschen einer anderen Rasse offenstehen. Oder man hält Frauen von bestimmten Positionen fern oder versagt ihnen Privilegien, die man nur Männern gewährt.

Hier handelt es sich nicht bloß um reine Glückssache. Diskriminierung der Rasse oder des Geschlechts wegen ist ganz offensichtlich unfair. Es handelt sich dabei um Formen von Ungleichheit, die sich Faktoren verdanken, welchen man keinen Einfluss auf das grundlegende Wohlergehen eines Menschen gewähren sollte. Die Fairness erfordert, dass Möglichkeiten allen offenstehen sollten, die für sie qualifiziert sind. Und es ist selbstverständlich eine gute Sache, wenn Regierungen eine solche Chancengleichheit durchzusetzen versuchen.

Angeborene Begabungen sind ungleich verteilt

Nicht ganz so leicht kann man jedoch wissen, was man zu den Ungleichheiten sagen soll, die sich im Rahmen des normalen Verlaufs der Ereignisse ergeben, ohne rassistische oder sexuelle Diskriminierung. Denn in vielen Situationen werden immer noch eine Vielzahl von Ungleichheit übrigbleiben. Thomas Nagel fügt hinzu: „Selbst in einem System mit Chancengleichheit werden einige Personen einen Vorsprung haben und es schließlich zu mehr Vorteilen bringen.“

Zudem erzeugen unterschiedliche angeboren Begabungen in einem Wettbewerbssystem am Ende sehr unterschiedliche Vorteile. Wer über Fähigkeiten verfügt, für die es eine große Nachfrage gibt, wird mehr verdienen können als jemand ohne besondere Fertigkeiten oder Talente. Thomas Nagel weiß: „Diese Unterschiede sind gleichermaßen zum Teil Glückssache.“ Die Hauptfrage über die Ungleichheiten lautet folglich für Thomas Nagel: „Welche Arten der von Ursachen der Ungleichheit sind ungerecht?“ Quelle: „Was bedeutet das alles?“ von Thomas Nagel

Von Hans Klumbies