Viele Sorgen sind ohne jegliche Substanz

Als Priester des Zenbuddhismus wird Shunmyo Masuno von vielen Menschen wegen ihrer Probleme konsultiert. In seinem neuen Buch „Don´t Worry“ stellt er die These auf, dass 90 Prozent der Befürchtungen der Menschen niemals eintreten. Wenn er sich die Ängste, Sorgen und Zweifel seiner Klienten genau anhört, stellt er folgendes fest: „Bei fast allen handelt es sich in Wirklichkeit um Trugbilder, Annahmen, falsche Eindrücke oder eingebildete Ängste. Man könnte sogar sagen, dass sie ohne jegliche Substanz sind.“ Betrachtet man die Dinge, die einen verwirren und den Geist niederdrücken objektiv, so stellt man fest, dass man sich oft erlaubt, Phantome zu fürchten, die gar nicht da sind. Die Zen-Lehren sind eine Fundgrube solcher Einsichten. Shunmyo Masuno ist ein japanischer Zen-Mönch, preisgekrönter Zen-Garten-Designer sowie Professor für Umweltdesign an der Tama Art University in Tokyo.

Man sollte sich auf das Hier und Jetzt konzentrieren

Zen-Lehren können sehr zugänglich sein, denn sie sind eng mit dem Alltagsleben eines Menschen verbunden. Im Zen verwendet man „Zengo“ genannte Redewendungen und Sprüche als Teil der Schulung. Sie entstammen Anekdoten und Schriften, die helfen, die Weisheit und Praxis des Zen zu verstehen. Am Ende seines Buches „Don´t Worry“ hat sie Shunmyo Masuno in einem Index zusammengefasst. Das Zengo „Iss und trinke mit ganzem Herzen“ lehrt, sich nicht durch unnötige Dinge ablenken zu lassen.

Vieles mag dabei ganz gewöhnlich erscheinen. Aber nur wenn man die Zen-Weisheiten in die Praxis umsetzt und sie sich zur Gewohnheit macht, wird man in der Lage sein, sich ganz auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Shunmyo Masuno erklärt: „Auf diese Weise befreien wir uns von unnötigen Ängsten, und unser Geist kann zur Ruhe kommen.“ Es geht auch darum, zu reduzieren, loszulassen, hinter sich zu lassen. Wem das gelingt, wird sich an einer ruhigeren, entspannteren und positiveren Version von sich selbst erfreuen.

Über unnötige Dinge zu grübeln ist Zeitverschwendung

Gegliedert hat Shunmyo Masuno sein Buch in fünf Teile. In Teil zwei heißt es: „Konzentriere dich nur auf Dinge, die du hier und jetzt erreichen kannst. Wenn du das tust, wirst du aufhören, über unnötige Dinge zu grübeln. Um mehr Kontrolle über die eigenen Gefühle zu erlangen, schlägt Shunmyo Masuno vor, den Zustand des Nichtbewusstseins zu realisieren. Diesen nennt man im Zen „Mushin“. Denn wer sich in einem Zustand des Nichtbewusstseins befindet, wird nicht von seinen Emotionen gebeutelt.

Shunmyo Masuno möchte seine Leser dazu ermutigen, ihre eigenen Gefühle über ihren Geisteszustand zu Beginn eines neuen Jahres aufzuschreiben. Es ist natürlich nicht notwendig, dass diese Gefühle ein Bewusstsein des Todes beinhalten. Shunmyo Masuno ergänzt: „Es kann auch um Ihre Vorsätze gehen – was Ihre Hoffnungen für das kommende Jahr sind, wie Sie das neue Jahr leben möchten.“ Zu Beginn eines neuen Jahres kann man auch ein Wort oder einen Satz wählen, der den eigenen Gemütszustand in diesem gegenwärtigen Moment repräsentiert.

Don´t Worry
90 Prozent deiner Befürchtungen treten gar nicht ein
Shunmyo Masuno
Verlag: Lotos
Gebundene Ausgabe: 207 Seiten, Auflage: 2022
ISBN: 978-3-7787-8308-5, 20,00 Euro

Von Hans Klumbies