Geld ist ein gesellschaftliches Instrument

Im Studium wurde Thomas Mayer, wie bis heute allen angehenden Volkswirten, kurz und knapp erklärt, Geld sei ein Mittel zum Tausch, zur Wertaufbewahrung und eine Rechnungseinheit. Lange Zeit hat der Ökonom die apodiktische Behauptung nicht weiter hinterfragt. Thomas Mayer weiß: „Doch so einfach ist es nicht. Geld ist ein gesellschaftliches Instrument, dessen Komplexität oft nicht verstanden wird.“ In der wissenschaftlichen Literatur lassen sich zur Natur des Geldes zwei unterschiedliche Theorien finden. Nämlich eine ökonomische und eine anthropologisch-historische. Der bekannteste Vertreter der ökonomischen Auffassung des Geldes ist der schottische Moralphilosoph und Ökonom Adam Smith. Er schuf im 18. Jahrhundert das theoretische Gerüst für die heute gültige Lehre der Ökonomie. Thomas Mayer ist promovierter Ökonom und ausgewiesener Finanzexperte. Seit 2014 ist er Leiter der Denkfabrik Flossbach von Storch Research Institute.

David Graeber hält das Geld für eine Maßeinheit für Kredit

Adam Smith konstatierte, dass Geld als Mittel zum Tausch in der arbeitsteiligen Wirtschaft entstand. Einer seiner Herausforderer aus unserer Gegenwart war der im Jahr 2020 verstorbene Anthropologe und Aktivist David Graeber, der an der London School of Economics and Political Science lehrte. Er nahm an, Geld sei als Maßeinheit für Kredit beziehungsweise Schuld entstanden. Mit ihnen stehen sich ein Klassiker der Nationalökonomie aus dem 18. Jahrhundert und ein zeitgenössischer Anthropologe gegenüber.

David Graeber war zudem ein Kritiker des aktuellen Finanzsystems sowie ein erklärter Anarchist. Adam Smith wurde am 16. Juni 1723 in Kirkcaldy, Schottland, getauft. Schon ab seinem 14. Lebensjahr studierte er an der Universität Glasgow. Mit 17 Jahren ging er ans Balliol College und Universität Oxford, wo er bis 1746 Philosophie studierte. Nach einem kurzen Zwischenaufenthalt in seiner Geburtsstadt Kirkcaldy hielt er 1748 und 1749 öffentliche Vorlesungen in Edinburgh.

Die Arbeitsteilung ist die Quelle des Wohlstands

Im Jahr 1751 wurde er Professor für Logik und kurze Zeit später, im Jahr 1752, mit 29 Jahren Professor für Moralphilosophie und an der Universität Glasgow. Thomas Mayer betont: „Smith war ein Kind der Aufklärung. Er war mit dem Philosophen David Hume befreundet und lernte auf einer Bildungsreise durch Frankreich mit dessen Hilfe Voltaire kennen.“ Ebenso traf er die französische Ökonomen Jacques Turgot und François Quesnay. Im Jahr 1776 erschien sein bedeutendstes Werk, „Der Wohlstand der Nationen – Eine Untersuchung seiner Natur und seiner Ursachen“.

Thomas Mayer stellt fest: „Bis heute gilt es als der Klassiker der ökonomischen Wissenschaft. Smith sieht in der Arbeitsteilung die Quelle des wirtschaftlichen Fortschritts und der Mehrung des Wohlstands.“ Er meinte, man könne das am besten erkennen, wen man sich ein einfaches Gewerbe genau ansehe, zum Beispiel die Werkstatt eines Nadelmachers. Ein einzelner Arbeiter, der jeden Schritt in der Nadelherstellung selber machen würde, könne mit viel Fleiß nicht einmal eine Nadel pro Tag herstellen. Werde die Arbeit aber aufgeteilt, könnten viel mehr Nadeln produziert werden. Quelle: „Das Inflationsgespenst“ von Thomas Mayer

Von Hans Klumbies