Wenn man einem Menschen nur aus Mitleid hilft, ist dies Immanuel Kant zufolge keineswegs eine moralische Handlung. Denn Mitleid hat nichts mit Moral zu tun, nichts mit richtig oder falsch, sondern es ist Teil des menschlichen Charakters. Für Immanuel Kant betrifft die Moral oder Sittlichkeit nicht nur das, was man tut, sondern vor allem, warum man es tut. Die Menschen, die das Richtige tun, tun es nicht nur aus einem Gefühl heraus. Die Entscheidung muss auf der Grundlage der Vernunft gefällt werden, die den Menschen sagt, was ihre Pflicht ist, ungeachtet dessen, was sie fühlen. Immanuel Kant fand, dass Gefühle in moralischen Dingen nichts zu tun hätten. Ob Menschen sie besitzen oder nicht, ist in hohem Maße Glück. Einige Menschen empfinden Mitleid und Mitgefühl, andere nicht.
Ein Mensch darf unter keinen Umständen lügen
Jeder vernünftige Mensch sollte es schaffen, aufgrund eigener, vernünftiger Entscheidung, gut zu sein. Wenn Menschen etwas lediglich aufgrund ihrer Gefühle tun, ist das für Immanuel Kant noch keine gute Handlung. Tatsächlich ist es für Menschen von großer Bedeutung, in welcher Absicht etwas geschieht, ganz unabhängig von den jeweiligen Folgen. Es reicht nicht, gute Absichten zu haben, damit eine Handlung moralisch ist. Immanuel Kant vertrat auch die Auffassung, dass man nie lügen dürfe – unter keinen Umständen.
Eine Lüge ist für Immanuel Kant moralisch immer falsch, wobei er keine Ausnahmen und Entschuldigungen gelten lässt. Immanuel Kants Ansichten waren ziemlich radikal. Für ihn gab es keine Ausnahmen von der Wahrheit oder den moralischen Pflichten. Alle Menschen haben seiner Meinung daher die absolute Pflicht, die Wahrheit zu sagen. Das ist auch das Prinzip des „kategorischen Imperativs“ wie Immanuel Kant es nennt. Ein Imperativ ist ein Befehl, und „kategorisch“ bedeutet, dass er immer gilt.
Die Moral ist ein System kategorischer Imperative
Kategorische Imperative informieren Menschen über allgemein gültige Gesetze. Immanuel Kant vertrat die Meinung, dass die Moral ein System kategorischer Imperative ist. Ein Mensch muss seine moralische Pflicht erfüllen, ungeachtet der Folgen und der Umstände. Immanuel Kant glaubte, den Menschen vom Tier dadurch unterscheiden zu können, dass der Mensch im Gegensatz zu den Tieren über seine Wahl nachdenken kann. Wenn man Dinge nicht bewusst tun könnte, wäre man kein Mensch.
Ein Mensch handelt nicht nur seinen Instinkten folgend, sondern auch auf der Grundlage von vernünftigen Entscheidungen. Immanuel Kant bezeichnet diese als die „Maximen“, nach denen ein Mensch handelt. Nach Immanuel Kant ist die einer Handlung zugrunde liegende Maxime das, was wirklich zählt. Er argumentierte, dass man nur auf der Grundlage von Maximen handeln sollte, die universelle Gültigkeit besitzen. Damit etwas universelle Gültigkeit besitzt, muss es für jeden gelten. Dies bedeutet, dass Menschen nur Dinge tun sollten, die für jeden, der sich in derselben Situation wie man selbst befindet, ebenfalls die richtige Handlungsweise wäre. Quelle: „Die kürzeste Geschichte der Philosophie“ von Nigel Warburton
Von Hans Klumbies