Geld macht einsam

Dass Geld einsam macht, wurde vielfach in Studien nachgewiesen. Denkt man an Geld, ist man weniger hilfsbereit ersucht andere weniger um Hilfe. Manfred Spitzer betont: „Der Gedanken an Geld aktiviert das genaue Gegenteil von Gemeinschaft, nämlich Eigennutz und Egoismus.“ Will jemand Geld ausgeben, um seiner Einsamkeit entgegenzuwirken – man spricht zuweilen auch von „Frustkäufen“ – so sollte man folgende Dinge beachten: Nur wenn man das Geld für andere ausgibt, bessert sich das eigene Befinden. Auf die Menge kommt es nicht an. Das Geld nicht für Sachen ausgeben, sondern für Erlebnisse. Denn Sachen stehen herum und brauchen Platz; man muss sie aufräumen, sich um sie kümmern, und dennoch verstauben oder verrosten sie und gehen kaputt. Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer leitet die Psychiatrische Universitätsklinik in Ulm und das Transferzentrum für Neurowissenschaften und Lernen.

Die Natur wirkt sich positiv auf Körper und Geist aus

Erlebnisse dagegen befinden sich im Gedächtnis eines Menschen, brauchen weder Platz noch Pflege und werden auf Dauer immer „rosiger“, weil die „rosa Brille“ der Erinnerung aus jedem noch so schrecklichen Urlaubserlebnis eine tolle Story für die nächste Party macht. Befriedigende Erlebnisse hat man vor allem mit anderen Menschen und in der Natur. „Blickt man einen Wasserfall hinauf oder von einem Berggipfel ins Tal hinab, stellt sich ein ganz besonderes Gefühl der Freude, Entspannung und Befriedigung ein, das für manche Menschen bis ins Religiöse gehen kann“, schrieben die amerikanischen Psychologinnen Laura Fredrickson und Dorothy Anderson bereits im Jahr 1999.

Wenn sich dies so verhält, stellt sich heutzutage zwangsläufig die Frage, warum die Menschen angesichts der vielfältigen positiven Auswirkungen der Natur auf Körper und Geist sich nicht viel öfter gezielt ins Freie begeben. Die Antwort gibt eine kleine Untersuchung, in deren Rahmen herausgefunden wurde, dass sich die Menschen systematisch irren, wenn sie den Zusammenhang zwischen Natur und ihrem eigenen Zustand einschätzen sollen. Man muss einfach nur rausgehen, auch wenn man meint, dass es nur gar nichts oder nur wenig bringt.

Naturerlebnisse machen einen Menschen glücklicher

Wenn man sich in die Natur begibt und sich wirklich auf sie einlässt, dann fühlt man sich besser gestimmt, hat seine Emotionen besser im Griff, kann sich wieder besser konzentrieren, fühlt sich weniger gestresst und anderen Menschen näher verbunden. Manfred Spitzer ergänzt: „Wir bringen mehr Mitgefühl auf und sind großzügiger. Wer sich mit der Natur verbunden fühlt, kann sich besser in einen anderen Menschen hineinversetzen und verhält sich anderen gegenüber wohlwollender.“

Ganz kurz könnte man die hier vorgestellten, mit wissenschaftlichen Methoden gewonnenen Erkenntnisse wie folgt auf den Punkt bringen: Das Naturerlebnis macht den Menschen gesünder, glücklicher, kreativer, pfiffiger und in moralischer Hinsicht besser. Grübeln, Angst und Stress werden dagegen durch den Aufenthalt in der Natur verringert. Dies alles wäre eigentlich schon genug, um den Ausflug in die Natur demjenigen zu empfehlen, der sich einsam fühlt. Aber da gibt es sogar noch etwas, das schwer auszudrücken ist und noch schwerer mit quantifizierender Methodik einfangen lässt: das Gefühl, anderen Menschen näher zu sein, weil man sich als Teil von etwas ganz großem und zugleich sich selbst als ganz klein erlebt. Quelle: „Einsamkeit“ von Manfred Spitzer

Von Hans Klumbies