Sicher ist nur das eigene Bewusstsein

Thomas Nagel erläutert: „Wenn man recht darüber nachdenkt, so kann man sich nur über das Innere seines eigenen Bewusstseins ganz sicher sein.“ Was auch immer man glaubt, es gründet sich auf die eigenen Erlebnisse und Gedanken, Gefühle und Sinneseindrücke. Das ist alles, wonach man sich unmittelbar richtet. Alles andere ist weiter von einem Menschen weg als seine inneren Erlebnisse und Gedanken und erreicht ihn nur durch sie. Für gewöhnlich zweifelt man nicht an der Existenz des Bodens unter den eigenen Füßen oder des Baumes draußen vor dem Fenster. Ja, die meiste Zeit denkt man nicht einmal an die psychischen Zustände, die einen diese Dinge wahrnehmen lassen. Der amerikanische Philosoph Thomas Nagel lehrt derzeit unter anderem an der University of California, Berkeley und an der Princeton University.

Alles muss durch das Bewusstsein hindurch

Woher weiß man jedoch, ob es die Dinge auch wirklich gibt? Wäre es denn anders für einen Menschen, wenn sie nur in seinem Bewusstsein existierten? Könnte es sein, dass alles, was man da draußen für die wirkliche Welt hält, nicht als ein Traum wäre, aus dem man niemals aufwachen wird? Verhielte es sich allerdings so, dann könnte man hier überhaupt nicht wie aus einem Traum aufwachen. Denn es würde nichts anderes bedeuten, als dass es eine „wirkliche“ Welt, in die man aufwachen könnte, gar nicht gäbe.

Thomas Nagel erklärt: „Insofern wäre dies eigentlich weder wie ein gewöhnlicher Traum noch wie eine normale Halluzination.“ In der Regel denkt man sich Träume so, dass sie sich im Bewusstsein von Menschen ereignen. Und man nimmt überdies an, dass gewöhnliche Träume von den Vorgängen abhängig sind, die sich, während des Schlafs, im Gehirn des Schlafenden abspielen. Jegliches Beweismaterial, ganz gleich wofür, muss durch das Bewusstsein eines Menschen hindurch.

Thomas Nagel ist kein Anhänger des „Solipsismus“

Es ist sogar möglich, dass ein Mensch einen Körper oder ein Gehirn gar nicht hat. Schließlich kommt es zum persönlichen Glauben hieran gleichfalls nur durch das Zeugnis der eigenen Sinne. Der Mensch hat sein eigenes Gehirn nie gesehen. Er nimmt ganz einfach an, dass jeder eines hat. Thomas Nagel spekuliert: „Vielleicht sind wir selbst, das Subjekt der Erfahrung, das Einzige, was es gibt. Und eine physikalische Welt existiert überhaupt nicht.“ Dann gibt es keine Sterne, keine Erde, keine menschlichen Körper. Vielleicht gibt es noch nicht einmal den Raum.

Die radikalste Konsequenz, die man hieraus ziehen könnte, wäre die Annahme, dass das eigene Bewusstsein in der Tat das einzige ist, was es gibt. Diese Auffassung nennt man „Solipsismus“. Dabei handelt es sich um eine recht einsame Meinung, die nicht von allzu vielen Leuten vertreten worden ist. Diese Bemerkung macht bereits klar, dass Thomas Nagel sie auch nicht vertritt. Denn wäre er ein Solipsist, so schriebe er vermutlich keine Bücher, da er nicht glaubte, dass ein anderer, der sie lesen könnte, überhaupt existierte. Quelle: „Was bedeutet das alles?“ von Thomas Nagel

Von Hans Klumbies