Schuldgefühle wollen etwas Gutes

Überraschenderweise liebt das menschliche Gehirn Schuldgefühle, denn sie wollen im Grunde etwas Gutes. Für die Psychologin und Psychotherapeutin Helga Kernstock-Redl sind sie faszinierend und hilfreich, sobald einem Menschen klar wird, wozu sie überhaupt da sind und welchen speziellen Naturgesetzen sie folgen. Deshalb bringt es ihrer Meinung nach viel, diesen Gefühlen angstfrei zu begegnen und aktiv mit ihnen umzugehen. Alle Menschen haben Schuldgefühle und sie dirigieren viele ihrer Entscheidungen, ihr Verhalten und bestimmen über ihren Selbstwert. Dabei ist es völlig egal, ob sie lautstark das Leben dominieren oder leise im Hintergrund als vorwurfsvolle Selbstkritik agieren. Das Buch „Schuldgefühle“ zeigt die Tricks des menschlichen Gehirns und lädt zu einem Realitätscheck des eigenen Gefühlshaushalts ein. Konkrete Ideen und Beispiele aus dem Alltag zeigen, wie man Schuldgefühle ablegt, sie nutzt oder dauerhaft loswird, um ein wahrhaft selbstbestimmtes Leben führen zu können.

Schuldgefühle sind faszinierend logisch

Das Buch „Schuldgefühle“ hat Helga Kernstock-Redl als eine Art Reiseführer angelegt. Der Trip führt einen psychologisch gut erforschten und doch so wenig bekannten Teil im weiten Land der Psyche. Dort befinden sich dunkle Geheimnisse, grandiose Kostbarkeiten, Spielplätze, Kraftorte, traurige Denkmäler und wertvolle Andenken. Wer sich mit der Logik der Schuldgefühle auskennt, wird keine Angst mehr vor ihnen haben müssen. Sondern er wird sie zur Orientierung nutzen und somit selbstbestimmter, selbstbewusster und freier durchs Leben gehen.

Schuldgefühle wollen dem betroffenen Menschen paradoxerweise etwas Gutes tun, auch wenn sie sich ziemlich ungut, manchmal sogar quälend anfühlen können. Sie sind faszinierend logisch und enorm hilfreich, sobald einem klar wird, wozu sie eigentlich da sind. Helga Kernstock-Redl beginnt ihr Buch „Schuldgefühle“ damit, die Schuldgefühle näher kennenzulernen und die richtigen Worte zu finden, um sie fassbar zu machen. Das Gehirn liebt sie, denn sie bringen einen Menschen weiter. Doch manchmal ihren sie sich die Schuldgefühle, sind viel zu stark oder schlichtweg zu viele.

Gefühle haben immer verstehbare Ursachen

Viele Menschen glauben, die eigenen Gefühle sind etwas, das man gar nicht steuern darf. Doch die Gefühle irren sich oft und sind wesentlich leichter manipulierbar als der menschliche Verstand. Durch manche Köpfe geistert ein anderer Glaubenssatz, begleitet von einem Achselzucken: „Gegen seine Gefühle kann man nichts machen. Man muss sie rauslassen.“ Wer weiß, was einen anderen Menschen auf die Palme bringt, kann ihn ziemlich gut steuern.

Gefühle fallen laut Helga Kernstock-Redl nicht einfach vom Himmel: „Sie haben verstehbare Ursachen. Immer!“ Sie haben in der Regel auch gute Ziele, wollen einem Menschen also grundsätzlich nützlich sein. Sonst hätte die Biologie sie nicht genetisch einprogrammiert. Sobald sie ihren aktuellen Zweck erfüllt haben, will das Gehirn Gefühle wieder ablegen können. Daher vergehen Gefühle – selbstverständlich betrifft dies aus Schuldgefühle – mit der Zeit von selbst, wenn man sie nicht daran hindert oder sie bereits eine krankheitswertige Intensität erreicht haben.

Schuldgefühle
Woher sie kommen, warum sie Ängste verursachen, wie sie unser Leben unterschwellig lenken und wie wir sie ablegen können
Helga Kernstock-Redl
Verlag: Goldegg
Broschierte Ausgabe: 260 Seiten, Auflage: 2020
ISBN: 978-3-99060-154-9, 22,00 Euro

Von Hans Klumbies

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