Eigenständiges Denken führt zu Anfeindungen

Die neue Sonderausgabe des Philosophie Magazins über Platon eignet sich hervorragend dafür, in die Welt der Ideen des griechischen Meisterdenkers einzutauchen. Laut Chefredakteurin Catherine Newmark gehört Platon eindeutig nicht zu den trockenen Denkern der Philosophiegeschichte: „Was er immer wieder lebhaft darstellt, ist nicht so sehr eine bestimmte Erkenntnis als vielmehr der Prozess des Suchens und Findens von Erkenntnis.“ Für Platon ist das philosophische Gespräch weniger ein Kampf um das siegreiche Argument als vielmehr eine gemeinsame Suchbewegung. Seine Themen haben auch nach mehr als zwei Jahrtausenden nichts an Aktualität eingebüßt. Die Frage nach der ethischen Gerechtigkeit treibt ihn ebenso um wie die Gefahr des politischen Populismus. In seinem berühmten Höhlengleichnis entwirft Platon eine anspruchsvolle Ethik des Denkens. Es bedarf der Ausdauer und Anstrengung – und wer sich von gängigen Meinungen löst, muss mit Anfeindungen rechnen.

Platon tendiert zur philosophischen Abstraktion

Philosophieren ist also riskant und mühevoll und bedarf des permanenten Gesprächs. Dabei muss die Lust jedoch auf keinem Fall auf der Strecke bleiben. Es war sein Lehrer Sokrates, der Platon eine völlig neue Art des Denkens beibringt. Er regt ihn dazu an, nicht länger über kosmologische Fragen und der Ordnung der Natur nachzudenken. Er rät ihm den Menschen und die Frage wie er sein Leben führen solle, in den Mittelpunkt seiner Überlegungen zu stellen.

Platons Tendenz zur philosophischen Abstraktion und seine Versuche, über das Wesen der Dinge selbst nachzudenken, bringt ihm viele Bewunderer ein, es gibt aber auch einige Verleumder und vor allem Zyniker. Platons Denken öffnet sich für die Vorstellung, dass den Erscheinungen der Sinneswelt eine eigene Ordnung innewohnt, die nicht lediglich eine Täuschung ist. Er entwickelt nun einen klaren Dualismus zwischen Materie und Geist. Mit seiner Ideenlehre hat Platon nicht nur die Erkenntnis als Suche nach ewigen Wahrheiten definiert. Sondern er charakterisiert das Philosophieren auch als moralisch anspruchsvolle und anstrengende Aufgabe.

Platon ist ein verführerischer Denker

Laut Dorothea Frede, einer Expertin für antike Philosophie, ist Platon ein Denker, der sehr viel Tiefe hat: „Und dann ist er auch stilistisch lebhaft, in dieser Dialogform, das zieht einen rein.“ Platon ist ihrer Meinung nach sehr anschaulich und verführerisch, geradezu lustvoll zu lesen. Platon hat gemeint, man kann nur mit Gedanken die wahre Wirklichkeit erfassen. Was Platon als Ideen bezeichnet, das sind nicht nur Gedanken im Geist eines Menschen. Es sind die mit dem Geist erfassten wirklichen Wesenheiten. Oder wenn man so will: das innere Aussehen der Dinge.

In seinem Alterswerk brachte drei Überlegungen Platon zu einer Veränderung seiner Ansichten. Einerseits ein neues Verständnis der Seele. Er betrachtet sie nicht mehr als einen Feind des Körpers, sondern vielmehr als dessen Antriebsprinzip. Andererseits die Anerkennung, dass die Bewegung der Planeten eine regelmäßige Ordnung aufweist. Schließlich das Gefühl, dass der Mensch seinen vorgezeichneten Platz in dieser nun als Ordnung begriffenen Welt hat.

Von Hans Klumbies