Es gibt viele Spielarten des Rassismus

Der Begriff „Rassismus“ ist für viele in Deutschland ein rotes Tuch für den gerne extremistische Menschen verantwortlich gemacht werden. Man redet nicht gerne darüber, weil viele ihn mit den Menschheitsverbrechen des Nationalsozialismus assoziieren. Hadija Haruna-Oelker weiß: „Doch finden sich rassistische Menschen, Strukturen und Sprache bis heute in unserer Mitte. Rassismus zeichnet sich durch seine Permanenz, Vielgestaltigkeit und Widersprüchlichkeit aus.“ Nach dem Soziologen Robert Miles machte man mit dem Rassismus-Begriff erstmals auf die rassistischen Vorgänge im 18. und 19. Jahrhundert aufmerksam. Das damalige Europa war das Zentrum in der Entstehung rassistischer Ideologie. Er etablierte sich als europäische Denktradition unter dem Schirm der Wissenschaft. Hadija Haruna-Oelker lebt als Autorin, Redakteurin und Moderatorin in Frankfurt am Main. Hauptsächlich arbeitet sie für den Hessischen Rundfunkt.

Eine biologische Unterscheidung von Menschen ist falsch

Sie erfand die sogenannte „weiße Rasse“ mitsamt dem Christentum als vermeintlich naturgegebene Norm. Dies zeigt, dass „Rasse“ als Vorstellung ein Ergebnis von Rassismus ist. Eine derart biologistische Unterscheidung von Menschen ist falsch, trotzdem hält sich diese Vorstellung bis heute. Der Begriff „race“ beschreibt die soziale Konstruktion und doppelte Bedeutung. Es gibt keine „Rassen“, aber Menschen glauben, dass es sie gibt, und diskriminieren deshalb andere wegen ihrer Unterschiede. Und diese wiederum begründet man sozial, politisch, religiös oder kulturell.

Race ist die Kategorie, und die verschiedenen Rassismen sind die Praxen, um Unterdrückung herzustellen. Zum Beispiel die zwischen „weißen“ und Schwarzen Menschen, muslimisch gelesenen Menschen wie Frauen mit Kopftuch oder sogenannten „Nordafrikanern“. Von letztgenannten ist eigentlich unklar, wie sich diese Zugehörigkeit äußerlich eigentlich feststellen lässt. Denn Menschen kann man ihre Staatsbürgerschaft nicht ansehen und Nordafrika und die arabische Welt stellt einen Raum voller Stereotypen dar.

Rassismus ist auch eine Praxis staatlicher Gewalt

Hadija Haruna-Oelker erklärt: „Die rassistische und antisemitische Figur des „Vergewaltigers“ ist Jahrhunderte alt. All das heißt nicht, dass sexualisierte Gewalt als Problem zu vernachlässigen ist.“ Der Soziologe Stuart Hall deutete Rassismus nicht nur als Ideologie, sondern auch als Praxis staatlicher Politik. Also eine soziale Praxis, die körperliche oder imaginierte kulturelle Merkmale von Menschen zur Grundlage macht, um sie zu klassifizieren, zu hierarchisieren und abzustufen.

Sie also nicht nur in Arme und Reiche, sondern in „Weiße“ und Schwarze einzuteilen und diese Differenz zu bewerten. Die Vorstellungen über diese Unterschiede beeinflussen und Menschen bis heute auf verschiedene Weise. Sie leben fort in einem „Rassismus ohne Rassen“, wie es der Sozialwissenschaftler Étienne Balibar beschreibt. Er erklärt damit die Konstruktion von race, welche die Dehumanisierung von Menschen an ihr Aussehen oder Merkmale wie Herkunft oder Religion knüpft. Damit ist Rassismus auch heute ein Werkzeug, um Menschen als Gruppen sozial, politisch und ökonomisch auszuschließen. Quelle: „Die Schönheit der Differenz“ von Hadija Haruna-Oelker

Von Hans Klumbies