Der Organisationspsychologe und Unternehmensberater Felix Frei seziert in seinem neuen Buch „Böse Worte“ gängige Begriffe aus der Fachsprache der Manager. Seine detaillierten Kommentare dazu sind gnadenlos. In einem abschließenden Essay formuliert der Autor seine Gedanken zur Rollen von Worten im Management und reflektiert die Sprache der Wirtschaftselite. Wer eine Führungsrolle angemessen ausfüllen möchte, sollte sich immer der Kraft und der Risiken seiner Rede bewusst sein. Felix Frei empfiehlt seinen Lesern die Lektüre mit dem Essay „Worte, Worte, Worte“ am Ende seines keinen Büchleins zu beginnen. Gelingende Kommunikation ist bestenfalls anschlussfähige Kommunikation. Es ist leider so gut wie sicher, dass viele Führungskräfte genau das nicht begreifen. Felix Frei studierte Psychologie, Sozialpädagogik und Informatik an der Universität Zürich und promovierte an der Universität Bern.
In der Welt der Manager gibt es keine Probleme
Viele Manager gehen völlig naiv davon aus, dass sie irgendetwas „ganz klipp und klar gesagt“ oder „deutlich signalisiert“ hätten – wobei sie ja voraussetzen, dass dies ohne bösen Willen ihrer „Untertanen“ gar nicht missverstanden werden könne. Glücklicherweise hat die sogenannte Elite nicht nur Worte zur Verfügung. Da ist zunächst die analoge Kommunikation – Gestik, Mimik, Tonfall – die bei vielen hilft. Weiter sind es die Taten, ob Worten geglaubt werden kann oder nicht – und wie sie gemeint waren beziehungsweise verstanden werden müssen.
Einer der Begriffe, den Felix Frei genussvoll in seine Einzelteile zerlegt, lautet „Herausforderungen“. Es soll Menschen geben, die haben Probleme. Igitt! In der Welt der Führungselite haben solche Leute nichts zu suchen. Manager haben Herausforderungen, manche sogar Challenges. Niemals Probleme. Daher ist es kein Wunder, wenn Manager sich damit brüsten, dass sie ihren Untergebenen nicht gestatten, mit Problemen zu kommen. Ihre Leute sollen Lösungen präsentieren.
Funktionierende Teams demonstrieren Stärke
Der nächste Begriff, mit dem sich Felix Frei auseinandersetz, lautet „Kompetenzen“. Es gab Zeiten, da kam man mit Wissen, Fertigkeiten und Fähigkeiten weit im Beruf. Heute reicht das nicht mehr. Heute braucht jeder Kompetenzen und am besten so viele wie möglich. Das geniale am Begriff der Kompetenz ist die Wortwahl. Wenn man jemand als kompetent im Job erlebt, erlebt man ein Gefühl der Genugtuung. Selbst wenn man nicht genau weiß, wie die Kellnerin oder der Verkäufer dies macht, man fühlt sich wohl, weil die eigenen Erwartungen erfüllt werden.
Ein sehr schillernder Begriff ist auch das Wort „Team“. „Wir funktionieren als ein Team.“ Wer dies sagen kann, fährt auf der Siegerspur. Dieser Satz kennt nur die total positive Wertung. Wer als Team funktioniert, ist stark. Dabei gilt: Auch der Teamfähigsten kann nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Kollegen nicht gefällt. Bei der Teambildung sollte sich ein Manager vor allem fragen, ob die Leute, die er gerne in seinem Team sähe, auch tatsächlich durch eine gemeinsame Aufgabe verbunden sind, die sie wirklich aufeinander angewiesen sein lässt. Ohne das bleibt jeder Team-Gedanke ein naiver Traum.
Böse Worte
Felix Frei
Verlag: Papst Science Publishers
Gebundene Ausgabe: 127 Seiten, Auflage: 2019
ISBN: 978-3-95853-465-0, 15,00 Euro
Von Hans Klumbies