Das Leben nahm seinen Anfang vor 3,8 Milliarden Jahren

Das Leben – zumindest in der Form, von der die Menschen abstammen – nahm offenbar seinen Anfang vor etwa 3,8 Milliarden Jahren und damit lange nach dem berühmten Urknall. Antonio Damasio erläutert: „Es geschah in aller Stille auf dem Planeten Erde unter dem Schutz der Sonne in der großen Region der Milchstraße.“ Vorhanden waren damals bereits die Kruste der Erde, ihre Ozeane, ihre Atmosphäre, besondere Umweltbedingungen wie eine geeignete Temperatur und bestimmte lebenswichtige Elemente: Kohlenstoff, Wasserstoff, Stickstoff, Sauerstoff, Phosphor und Schwefel. Von einer Membranumhüllung geschützt, entwickelten sich mehrere Prozesse innerhalb einer abgegrenzten Region der Ungleichheit, die Wissenschaftler als Zelle bezeichnen. Antonio Damasio ist Professor für Neurowissenschaften, Neurologie und Psychologie an der University of Southern California und Direktor des dortigen Brain and Creative Institute.

Der Stoffwechsel hält die Zellen am Leben

Antonio Damasio erklärt: „Das Leben begann mit dieser ersten Zelle als ungewöhnliche Ansammlung chemischer Moleküle mit ganz bestimmten Bindungsfähigkeiten und den daraus folgenden, sich selbst erhaltenden chemischen Reaktionen – tickenden, pulsierenden, sich wiederholenden Kreisläufen.“ Von selbst und aus eigenem Antrieb reparierte die Zelle alles, was sich unvermeidlich abnutzte. Ging ein Teil in Brüche, wurde er von der Zelle mehr oder weniger ersetzt; so blieben die Funktionen der Zelle erhalten, und das Leben setzte sich unvermindert fort.

Der zusammenfassende Name für die chemischen Reaktionswege, die diese Leistung vollbrachten, lautet Stoffwechsel oder Metabolismus. Er ist ein Prozess, der voraussetzt, dass die Zelle so effizient wie möglich Energie aus ihrer Umwelt gewinnt und diese ebenso effizient zu dem Zweck nutzt, defekte Zellteile zu erneuern und Abfallprodukte zu entsorgen. Der Begriff „Metabolismus“ wurde erst relativ spät geprägt, nämlich gegen Ende des 19. Jahrhunderts; er leitet sich von dem griechischen Wort für „Veränderung“ ab.

Die Zelle macht sich eine positive Energiebilanz zunutze

Antonio Damasio fügt hinzu: „Zum Metabolismus gehören der Katabolismus – der Abbau von Molekülen und die damit verbundene Freisetzung von Energie – und der Anabolismus, ein Aufbauprozess, der Energie verbraucht.“ Die Lebensprozesse erschöpfen sich aber nicht nur in einer unparteiischen Aufrechterhaltung des Gleichgewichts. Unter mehreren möglichen Zuständen eines „Fließgleichgewichts“ neigte die Zelle auf dem Höhepunkt ihrer Fähigkeiten von Natur aus dazu, sich eine positive Energiebilanz zunutze zu machen, mit der das Leben optimiert und in die Zukunft fortgeschrieben werden konnte.

In der Folge konnte die Zelle gedeihen. Mit „gedeihen“ meint Antonio Damasio in diesem Zusammenhang eine effizientere Art des Lebens wie auch die Möglichkeit der Fortpflanzung. Die Gesamtheit der koordinierten Prozesse, die notwendig waren, um das ungedachte und ungewollte Bestreben des Lebendigen, bestehen zu bleiben und in die Zukunft fortgeschrieben zu werden, wird als „Homöostase“ bezeichnet. Die Homöostase hatte ihren Ursprung in der zellulären, einfachsten Ebene des Lebendigen, deren vorrangiges Beispiel die Bakterien in allen ihren Formen und Größen sind. Quelle: „Im Anfang war das Gefühl“ von Antonio Damasio

Von Hans Klumbies

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