Viele Menschen sind oft die Feinde ihres eigenen Glücks

Die meisten Menschen wünschen sich vom Leben Dinge wie Glück, Harmonie, Gesundheit und Zufriedenheit. Glück gehört fast immer zu den menschlichen Wünschen. Für Andreas Salcher ist allerdings die Liebe das Wichtigste im Leben. Viele Menschen sehnen sich auch nach mehr Zeit für ihre Familie und sich selbst. Dennoch handeln die meisten gegen ihre Sehnsüchte. Andreas Salcher erläutert: „Stellt man sie tatsächlich vor die Wahl, auf einen Teil ihres Gehaltes zu verzichten und dafür weniger zu arbeiten, lehnt dies ein Großteil der Befragten ab. Das gilt sowohl für Angestellte als auch für Selbstständige und ist unabhängig von der Einkommenssituation.“ Dr. Andreas Salcher ist Mitbegründer der Sir-Karl-Popper-Schule und initiierte die Waldzell Meetings im Stift Melk. Er ist einer der erfolgreichsten Sachbuchautoren Österreichs. Sein aktuelles Buch heißt: „Erkenne dich selbst und erschrick nicht.“

Glücksgefühle haben in den meisten Fällen mit Anstrengung verbunden

Wenn sich Menschen gegen ihre Sehnsüchte entscheiden, treffen sie genau die falsche Entscheidung. Sie tauschen Geld gegen Selbstbestimmung und begehen damit laut Andreas Salcher eine Todsünde, die sie am Ende ihres Lebens bitter bereuen werden. Auf die Frage, warum Menschen oft die Feinde ihres Glücks sind, antwortet Andreas Salcher: „Weil wir mehr von dem wollen, was wir schon haben, weil wir das Laster der Tugend vorziehen, weil wir uns von unseren Leidenschaften treiben lassen und nicht von unserem Verstand.“

Die Frage, inwieweit die Glücksfähigkeit eines Menschen von seinen Anlagen, seinem Umfeld oder seinem freien Willen bestimmt wird ist für Andreas Salcher aktueller denn je. Denn für den Einzelnen geht es darum, ob er selbst oder die Umstände den glücklichen Ausgang einer Sache entscheiden. Glücksgefühle haben auch meistens viel mit Anstrengung zu tun. Ein gutes Beispiel ist das Erlernen einer neuen Fähigkeit, die Anfangs einen großen Aufwand erfordert, der von vielen Rückschlägen begleitet ist. Hat man allerdings ein bestimmtes Niveau erreicht, beginnt die Sache Freude zu machen.

Selbstdisziplin und Tugend sind Voraussetzungen für ein erfülltes Leben

Wer sich von kurzfristigen Vergnügen ablenken lässt, wird langfristig das Gefühl des Scheiterns an der ursprünglichen Herausforderung mitschleppen. Andreas Salcher fügt hinzu: „Aus der Motivationsforschung wissen wir, dass Menschen im Beruf nicht unglücklicher werden, weil sie sich mehr anstrengen müssen, sondern wenn sie keinen Sinn hinter ihren Mühen sehen.“ Einen hohen Berg zu besteigen, macht viele Menschen sogar glücklicher, als wenn sie nur auf einen kleinen Hügel wagen würden.

Die Vorrausetzungen, um durch zusätzliche Anstrengungen mehr Freude zu empfinden, bestehen laut Andreas Salcher darin, dass Menschen gut auf ihre Aufgabe vorbereitet wurden, dass sie autonom entscheiden können, wie sie sie bewältigen und sie den Sinn für sich erkennen. Schon Aristoteles war fest davon überzeugt, dass Selbstdisziplin und menschliche Tugend keinen Verzicht bedeuten, sondern im Gegenteil die Voraussetzungen für ein erfülltes Leben sind.

Von Hans Klumbies