Seit 2011 ist Okwui Enwezor Direktor des Hauses der Kunst in München, das unter seiner Leitung nach wie vor eine sehr stabile Institution darstellt. Zusammen mit seinem Team arbeitet er sehr präzise an der Aufgabe, das Haus der Kunst als ein Zentrum für zeitgenössische Kunst ständig weiterzuentwickeln. Okwui Enwezor erklärt: „Diese Aufgabe erstreckt sich über die reine Ausstellungstätigkeit hinaus und reicht bis zu einem breit gefächerten Vermittlungsprogramm – angefangen bei Kindern über Jugendliche bis hin zu Studenten und Erwachsenen.“ Abgesehen davon entwickelt das Haus der Kunst mit Unterstützung von Stipendiaten den Forschungsbereich weiter. Das alles zusammengenommen macht das Haus der Kunst zu einer großartigen Institution. Okwui Enwezor weist darauf hin, dass eine Organisation wie das Haus der Kunst sehr komplex ist, aber deswegen nicht unbedingt kompliziert.
Der Freistaat Bayern zahlt jährlich 3,2 Millionen Euro für das Haus der Kunst
Seit der Neuordnung als Stiftung im Jahr 1992 ist das Haus der Kunst ein Modell für Public-Private-Partnership. Das Haus der Kunst ist ein eigenes Unternehmen mit eigenen Einkünften. Okwui Enwezor ist stolz auf seinen Kunsttempel: „Das Modell Haus der Kunst ist weltweit einzigartig und innovativ.“ In den Medien entsteht manchmal ein falscher Eindruck über die Finanzen des Hauses der Kunst, die Okwui Enwezor korrigiert. Die Große Kunstausstellung bringt dem Haus der Kunst zum Beispiel überhaupt keine Einnahmen.
Der Freundeskreis des Hauses der Kunst trägt zum Etat etwa sieben Prozent bei. Außerdem zahlt der Freistaat Bayern pro Jahr 3,2 Millionen Euro. Über populäre Ausstellungen vertritt Okwui Enwezor seine ganz eigene Meinung: „Vermeintliche Block-Buster-Ausstellungen sind erstens keine Garantie für irgendetwas. Zweitens erfordern sie einen hohen Planungsaufwand und drittens außerordentliche Investitionen.“ Und dennoch bleiben sie eine Wette. Ein Kunstmuseum kann damit erfolgreich sein oder auch nicht.
Das Haus der Kunst hat in der Zukunft ein enormes Potential
Das Haus der Kunst ist keine Institution, die darauf ausgerichtet ist, Profit zu machen. Okwui Enwezor sucht mit seiner Arbeit einen nachhaltigen Weg in die Zukunft, wobei er auf die Integrität des Programms und auf Kontinuität achtet. Außerdem warnt der Direktor davor, dass man Besucherzahlen nicht als Garantie für den finanziellen Erfolg einer Kunstausstellung betrachten darf. Im Jahr 2016 soll die längst überfällige Sanierung des Hauses der Kunst beginnen. Okwui Enwezor erläutert: „Die Sanierung, für die der Freistaat 58 Millionen Euro bereitgestellt hat, ist eine aufregende Veränderung und eine einzigartige Herausforderung.“
Das Ausstellungskonzept für die Zeit nach der Sanierung muss wirtschaftlich solide und programmatisch nachhaltig sein. Okwui Enwezor konkretisiert seine Vorstellungen von einer modernen Kunstinstitution: „Was ich mir vorstelle ist, dass das Haus eine lebendige, abwechslungsreiche öffentlichen Institution wird, in der Besucher nicht nur Ausstellungen sehen und Vorträge hören können, sondern ebenso etwas essen, trinken, einkaufen und verweilen.“ Insgesamt sieht Okwui Enwezor für das Haus der Kunst in der Zukunft ein enormes Potential. Quelle: Süddeutsche Zeitung
Von Hans Klumbies