Die Anzahl der Privatschulen nimmt rasant zu

Der Wirtschaftsnobelpreisträger Milton Friedman hat einmal gesagt, dass jenes Land die beste Zukunft haben werde, das als erstes das Schulsystem aus den Händen des Staates befreit. Andreas Salcher ergänzt: „Aber auch ohne die Hauptverantwortung des Staates für das Schulsystem prinzipiell in Frage zu stellen, kann man bemerken, dass es der Politik bisher überall auf der Welt gelungen ist, ihr Monopol auf die Schulen mit zählen und Klauen erfolgreich zu verteidigen.“ Und die Konsequenzen von Monopolen sind immer die gleichen: schlechte Qualität zu hohen Kosten. Im Schulsystem reagieren Menschen so wie in allen Märkten, die ihre Bedürfnisse – in diesem Fall eine ausgezeichnete Ausbildung ihrer Kinder – nicht erfüllen können. Dr. Andreas Salcher ist Unternehmensberater, Bestseller-Autor und kritischer Vordenker in Bildungsthemen.

Das öffentliche Schulsystem ist leistungsschwach

Jene, die genug Geld haben, verweigern überhaupt das öffentliche Schulangebot und geben ihre Kinder in Privatschulen. In Deutschland ist die Anzahl der Privatschulen seit der politischen Wende 1989/90 um vierzig Prozent gestiegen. Der Trend in Österreich verläuft ähnlich, so geht in Wien bereits jedes fünfte Kind in eine Privatschule. Studien zeigen aber, dass Privatschulen nicht prinzipiell leistungsfähiger sind, wenn man die soziale Herkunft berücksichtigt.

Die „kleinen Leute“ versorgen sich auf dem Schwarzmarkt für Nachhilfe mit Lehrern, die gegen teures Geld das tun, was offenbar das mit ihren Steuern finanzierte öffentliche Schulsystem nicht leisten kann: ihren Kindern zumindest Deutsch, Mathematik und Fremdsprachen in jener Mindestqualität beizubringen, damit sie die geforderten Prüfungen bestehen können. Dazu gehen viele Eltern als unfreiwillige Nachhilfelehrer selbst noch einmal in die Schule, ohne sich dessen bewusst zu sein.

Die Schule muss die Schüler auf die Härten des Lebens vorbereiten

Erfolgreiche Unternehmen basieren darauf, dass „der Kunde König ist“. Diese Geisteshaltung versucht jeder Generaldirektor seinen Mitarbeitern täglich einzuimpfen. Deshalb setzen sich langfristig im Prinzip jene Organisationen durch, welche die Bedürfnisse ihrer Kunden erfüllen, ihre Servicequalität steigern, und das zu konkurrenzfähigen Preisen. Genau das Gegenteil praktiziert das öffentliche System in den Schulen. Das Schulsystem hat von der Marktwirtschaft das industriellen Fließbandsystem und vom Staat das Quasimonopol der Hoheitsverwaltung übernommen. Der Schüler steht im Mittelpunkt – und dort steht er im Weg, könnte man sarkastisch sagen.

In den Schulsystemen von Österreich und Deutschland steckt noch immer der Geist von Militärakademien von Maria Theresia und Friedrich dem Großen. Der kalte Angstschweiß vor den berüchtigten Drills in den preußischen Kadettenanstalten ist leider oft noch bis heute als Mief in vielen Klassenräumen hängen geblieben. In den Zeiten Friedrichs II. starben mehr Soldaten in seinen Armeen durch den Drill in Friedenszeiten als in seinen Kriegen. Darauf will Andreas Salcher vor allem jene aufmerksam machen, die der Meinung sind, dass die Hauptaufgabe der Schule die Vorbereitung der Kinder auf die Härten des Lebens sei. Quelle: „Der talentierte Schüler und seine ewigen Feinde“ von Andreas Salcher

Von Hans Klumbies