Gefahren lassen sich in zwei Kategorien einteilen

Die negative Freiheit ist robust und kann die individuelle Freiheit gegen Gefahren schützen. Die Vorstellung eines unangreifbaren Freiheitsraums des Individuums, so merkt Charles Taylor an, mutet wie die Errichtung einer Barriere gegen den Totalitarismus an. Die von Isaiah Berlin Ende der 1950er-Jahre geschilderten Gefahren lassen sich laut Katia Henriette Backhaus in zwei Kategorien einordnen. Erstens entsteht eine Gefährdung der Freiheit, sobald die metaphysische Annahme einer „höheren Instanz“ gemacht wird, die naturgemäß Unterwerfung verlangt. Die andere Gefahr ist weniger schillernd, aber politisch nicht weniger wirkmächtig. Nämlich die Verwechslung von Freiheit mit anderen politischen Werten wie Sicherheit oder Anerkennung. Katia Henriette Backhaus hat an der Universität Frankfurt am Main im Bereich der politischen Theorie promoviert. Sie lebt in Bremen und arbeitet als Journalistin.

Negative Freiheit ist immer Freiheit von etwas

Der Begriff der „negativen“ Freiheit, schreibt Isaiah Berlin, ist geprägt von dem „Bereich, in dem sich ein Mensch ungehindert durch andere betätigen kann“. Dabei spricht man von Zwang nur dann, wenn es „einen willentlichen Eingriff anderer Menschen in den Bereich […], in dem ich sonst handeln könnte“, gibt. Es muss also einen Bereich geben, in dem jeder Mensch ungehindert agieren kann. So leitet Isaiah Berlin den Kerngehalt der Freiheit aus Annahmen über das Wesen oder die Natur des Menschen ab.

Die negative Freiheit in diesem Sinne ist immer Freiheit von etwas. Nämlich das Fehlen von Übergriffen jenseits einer unfesten, aber stets erkennbaren Grenze. Katia Henriette Backhaus erklärt: „Unfreiheit wird also durch äußere Ursachen hervorgerufen, durch Menschen oder gegenständliche Hindernisse.“ Damit ist diese Skizze negativer Freiheit dem hobbesschen Entwurf, der allein physische, äußere Hindernisse als der Freiheit abträglich akzeptiert, sehr nahe.

Negative Freiheit ist selbst in einer Autokratie möglich

Die positive Freiheit dagegen bedenkt auch innere Hindernisse wie kognitive, mangelnde Motivation, Willensschwäche und so weiter, mit. Über diese Kerndefinition hinausgehend betont Isaiah Berlin, dass Freiheit nicht nur in der bloßen Abwesenheit aller denkbaren Einschränkungen besteht. Man soll nicht mit der Befriedigung menschlicher Grundbedürfnisse, etwa nach Nahrung und Unterkunft, verwechseln. Fehlende Lebensmittel oder Medikament soll man nicht als eine Form von Unfreiheit verstehen, sondern als Konsequenz aus Armut und Ungerechtigkeit.

Katia Henriette Backhaus formuliert es anders: „Die Erfüllung der Voraussetzungen, die notwendig für die Freiheit sind, zählt für Berlin nicht zur Freiheit als solcher. Diese Grundbedingungen bleiben dem Konzept extern.“ Freiheit als solche ist demzufolge immer gleich. Weil sie eben nicht für einen im Zugang zu Lebensmitteln und Medikamenten und für den anderen im Zugang zu Wissenschaft und Kunst besteht. Die negative Freiheit ist für Isaiah Berlin mit manchen Arten von Autokratie vereinbar. Denn es ist durchaus vorstellbar, dass ein liberal gesonnener Despot seinen Untertanen ein großes Maß an Freiheit einräumt. Quelle: „Nachhaltige Freiheit“ von Katia Henriette Backhaus