Wie Migränepatienten ihre Leiden lindern können

Migräne ist kein Problem der Psyche, sondern eine chronische Erkrankung. Ärzte sehen in den Genen die Verursacher des Leidens. Für einige Migräneformen ist dies inzwischen wissenschaftlich bewiesen. Migräne ist noch nicht heilbar, aber die Beschwerden können in den meisten Fällen gelindert und die Häufigkeit der Migräneanfälle reduziert werden. Bei vielen Migränepatienten kündigt sich ein Schub an, lange bevor die quälenden Kopfschmerzen entstehen. Beispielsweise durch Konzentrationsstörungen, Ekel gegen bestimmte Gerüche oder Nahrungsmittel. Professor Arne May, Leiter der Kopfschmerzambulanz am Uniklinikum Eppendorf in Hamburg, sagt: „Das sind alles Symptome, die eigentlich im so genannten limbischen System ausgelöst werden.“

Der pulsierende Kopfschmerz ist typisch für eine Migräneattacke

Die Mediziner glauben, dass Impulse aus dem Hirnstamm zu einer Erweiterung der Blutgefäße im Gehirn und zur Freisetzung von Stoffen führen, die Entzündungen auslösen können. Es entstehen dabei aseptische Entzündungen an den Blutgefäßen. Der Gesichtsnerv leitet die Schmerzsignale weiter. An den entzündeten Gefäßwänden entsteht der pulsierende Kopfschmerz, der für Migräneattacken typisch ist. Zu den negativen Begleiterscheinungen zählen Überempfindlichkeit gegenüber Gerüchen und Helligkeit. Außerdem wird den Betroffenen oft schlecht.

Einige der Menschen, die an Migräneschüben leiden, erleben vor den Kopfschmerzen eine so genannte Aura. Das heißt, ihr Sehvermögen ist durch Lichtblitze oder Flimmern beeinträchtigt. Auch Sprachstörungen sind bei solchen Patienten keine Seltenheit. Die Ärzte glauben, dass sich bei diesem Krankheitsverlauf die Gefäße zunächst zusammenziehen und dadurch das Gehirn mit Blut unterversorgt ist. Die meisten Migränepatienten sind auch dann überempfindlich gegenüber Helligkeit und Gerüchen, wenn sie keine Kopfschmerzen haben.

Stress, Unterzucker und Schlafentzug lösen eine Migräne aus

Professor Hartmut Göbel, Chefarzt der Schmerzklinik Kiel, sagt: „Das Nervensystem von Migränepatienten steht ständig unter Hochspannung. Reize werden früher und schneller vom Gehirn aufgenommen und flinker verarbeitet.“ Die Mediziner raten ihren Migränebetroffenen zu einem ausgeglichenen Lebenswandel mit einem regelmäßigen Tag-Nacht-Rhythmus. Auch die Mahlzeiten sollten zu festgelegten Zeiten eingenommen sowie auf Pausen bei der Arbeit geachtet werden.

Professor Arne May sagt: „Stress, Schlafentzug, Unterzuckerung sind klassische Trigger, Auslösefaktoren, die Attacken häufiger machen können.“ Übungen zur Entspannung und ein Training zum Umgang mit Stress können dazu beitragen, die Häufigkeit der Migräneanfälle zu verringern. Die Ärzte empfehlen ihren Migränepatienten auch regelmäßigen Ausdauersport.

Bei leichten Migräneanfällen helfen Schmerzmittel

Leiche Migränekopfschmerzen können mit Schmerzmitteln wie ASS, Naproxen, Paracetamol oder Iboprofen gelindert werden. Etwa eine Viertelstunde vor der Einnahme des Schmerzmittels sollte eine Medizin gegen Übelkeit geschluckt werden, um die Verträglichkeit der Schmerzmittel zu erhöhen. Bei schweren Migräneschüben helfen spezielle Migränemedikamente wie Triptane.

Professor Arne May empfiehlt Patienten, die unter häufigen oder besonders schweren Migräneanfällen leiden, vorbeugend Arzneimittel einzunehmen. Er rät: „Hier kommen Betablocker zum Einsatz. Sie mindern die körperliche
Reaktion auf Stress.“ Bei Migränepatienten die unter der Aura oder dem Schwindel leiden, hat sich der Wirkstoff Flunarizin bewährt. Manchmal setzen die Mediziner auch Antidepressiva zur Vorbeugung gegen eine Migräneattacke ein.

Von Hans Klumbies