Guter Sex ist ein wichtiger Beziehungskitt

Frauen verlassen ihre Männer, wenn die Liebe schwindet und das sexuelle Begehren stirbt. Männer empfinden an diesem Punkt kaum anders: Sexueller Frust führt nicht selten zu Untreue oder Trennung. Thomas Junker erklärt: „Die beidseitige Zufriedenheit im Bett scheint also eine wichtige Voraussetzung für eine funktionierende Beziehung zu sein. Zweifelhaft ist lediglich, ob die sexuelle Lust die Ursache dafür ist, dass sich Menschen in einer Beziehung wohlfühlen. Oder ob sie mehr Lust empfinden, wenn es in der Beziehung ganz allgemein besser läuft.“ So wie es aussieht, stimmt beides, und die Freude im Bett und die allgemeine Zufriedenheit beeinflussen sich wechselseitig im positiven wie negativen Sinn. Es ist auch keine Überraschung, dass die Liebe bei jung verheirateten Paaren erst durch die gemeinsam genossene sexuelle Lust ihre volle Erfüllung findet. Thomas Junker ist Professor für Biologiegeschichte an der Universität Tübingen.

Die sexuelle Zufriedenheit kann sich auch bei sparsamen Sex einstellen

Während Männer mehr Wert auf die sexuelle Qualität der Beziehung legen, betonen die Frauen ihre allgemeinen Qualitäten, zu der auch die Zufriedenheit mit dem Sex beiträgt. Wissenschaftliche Studien belegen die These, dass guter, aber nicht unbedingt sehr häufiger Sex ein wichtiger Beziehungskitt ist. Das Versiegen der Lust in einer langjährigen Beziehung ist ein vielleicht häufiges Schicksal, aber es ist nicht unabwendbar. Selbst bei Paaren, die schon lange zusammen sind, gehört die sexuelle Zufriedenheit zu den Faktoren, die am meisten zur Stabilität und zum Wohlbefinden in der Partnerschaft beitragen.

Je besser es im Bett klappt, umso zufriedener sind sowohl die Männer als auch die Frauen mit ihrer Beziehung. Interessanterweise scheint es keinen Zusammenhang zwischen der Häufigkeit zu geben, mit der zwei Menschen miteinander schlafen, und ihrer sexuellen Zufriedenheit. Aus dieser Beobachtung hat der Mediziner und Journalist Werner Bartens kürzlich geschlossen, dass „häufiger, guter Sex als Kitt für eine dauerhafte Ehe“ überschätzt wird. Da sich beides sogar ausschließen soll, lautet seine Empfehlung an alle, die eine Beziehung aufrechterhalten wollen: nicht häufigen, sondern „sparsamen“ Sex.

Nach sechs Jahren Beziehungsdauer ist Sex einmal die Woche normal

Es ist ja nicht so, dass der Sex mit der Zeit zum seltenen Ereignis werden oder gänzlich verschwinden muss. Thomas Junker erläutert: „Vielmehr verringert sich seine Häufigkeit nach rund sechs Jahren Beziehungsdauer von durchschnittlich zweimal auf einmal die Woche. Danach bleibt der Wert für mehrere Jahrzehnte stabil.“ In der medialen Berichterstattung wird diese Abnahme oft als Mangel beschrieben und unterstellt, es sei wünschenswert, die hohe Frequenz der ersten Jahre beizubehalten.

Das entspricht aber weder dem subjektiven Empfinden der meisten Menschen, die die niedrigere Frequenz eben gerade nicht als Beeinträchtigung empfinden, noch den biologischen Erwartung. Im Gegenteil: Verglichen mit anderen paarbindenden Arten haben Menschen erstaunlich häufig Sex, und das über lange Zeit. In ihrer starken Form ist die These, dass schlechter und seltener Sex keinen nennenswerten Einfluss auf die Trennungsrate hat, jedenfalls mit Sicherheit falsch. Natürlich gibt es Paare, die zusammenbleiben, obwohl sie sich sexuell auseinandergelebt haben; die anderes als die körperliche Anziehung verbindet. Mindestens ebenso häufig bedeutet es jedoch den Anfang vom Ende einer Beziehung, wenn man kaum noch oder nicht mehr miteinander schläft. Quelle: „Die verborgene Natur der Liebe“ von Thomas Junker

Von Hans Klumbies

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