Johannes Gutenberg erfindet den Buchdruck

Die moderne Weise zu denken entstand im Lauf einer Reihe von Krisen. Diese erschütterten ab dem Jahr 1500 Europa und breiteten sich später über die ganze Welt aus. Stefan Klein blickt zurück: „Viele Konflikte dieser Zeit erinnern an die Auseinandersetzungen, die unsere Gesellschaften heute aus dem Gleichgewicht bringen. Globalisierung und die explosive Verbreitung neuer Medien stellten auch damals die soziale Ordnung in Frage.“ Technischer Fortschritt entschied über wirtschaftlichen Erfolg, und die Gewissheiten der Religion galten nicht mehr. So gut wie alle Lebensbereiche veränderten sich. Ausgelöst hatte den Umbruch die bis heute folgenreichste Innovation seit der Antike. Die Anfänge dieser Erfindung liegen im Dunklen. Stefan Klein zählt zu den erfolgreichsten Wissenschaftsautoren der deutschen Sprache. Er studierte Physik und analytische Philosophie in München, Grenoble und Freiburg.

Mit dem Buchdruck konnte man Schriftstücke schnell und billig herstellen

Man weiß nicht, wie der Goldschmidt Johannes Gensfleisch auf den Gedanken verfiel, dass man aus Holz gezimmerte Pressen nicht nur zum Herstellen, sondern auch zum Bedrucken von Papier einsetzen könnte. Den entscheidenden Einfall hatte er vermutlich um das Jahr 1434 in Straßburg. Johannes Gutenberg, wie man ihn jetzt nannte, experimentierte mit einer Methode, um Schriftstücke schnell und billig zu vervielfältigen. Dabei kam ihm die Idee, Texte in einzelne Lettern zu zerlegen, die er aus Blei goss.

Ungewiss ist auch, ob die Technik in Fernost Johannes Gutenberg inspirierte. Stefan Klein erläutert: „In China druckte man schon seit Jahrhunderten mit hölzernen Lettern, in Korea gebrauchte man sogar Lettern aus Metall. Druckpressen waren allerdings in Asien nicht üblich.“ Jedenfalls erschienen Johann Gutenbergs Experimente so aussichtsreich, dass er die folgenden zehn Jahre mit Verbesserungen verbrachte. In dieser Zeit entwickelte seine Werkstatt ein ganzes System von Techniken, um die Druckerpresse rational zu betreiben.

Johannes Gutenbergs Technik war ein Glanzstück der Kreativität

Eine spezielle Gusstechnik, eine Legierung und Instrumente zur Herstellung der Lettern entstanden. Der Setzkasten zur Aufbewahrung der Lettern wurde erfunden. Johannes Gutenberg konstruierte Schienen und Rahmen, in denen sich die Lettern zu Texten verbanden, mischte aus Ruß und Firnis eine schnell trocknende Tinte. Und er versah seine Presse mit beweglichen Bauteilen, sogenannten Karren und Tiegeln, damit man das Papier schnell und präzise andrücken konnte.

Stefan Klein stellt fest: „Gutenbergs Technik war ein Glanzstück der Kreativität durch Kombination.“ Um das Jahr 1450, Johannes Gutenberg lebte inzwischen wieder in seiner Geburtsstadt Main, hatte er sein Verfahren perfektioniert. Er sah das wirtschaftlich Potenzial seiner Erfindung, warb Risikokapital ein und machte sich an die Produktion einer Bibel. Diese vertrieb er ab dem Jahr 1454 in einer Startauflage von 180 Exemplaren. Überdies hatte er sich einen einträglichen Auftrag der Kirche gesichert. Gutenbergs Werkstatt druckte Ablassbriefe in Tausenderauflagen. Quelle: „Wie wir die Welt verändern“ von Stefan Klein

Von Hans Klumbies