Die Renaissance sorgt für Neuerungen in allen Arten der Kunst

In der Renaissance wurden die „Schönen Künste“ dem platonischen Begriff der „Freien Künste“ angegliedert. Damit erhob sich der Künstler nun über das Handwerk und nahm einen, bis dahin unbekannten Rang ein. Über die reine Gestaltung hinaus wurde er nun auch zum Forscher und Kunsttheoretiker. Das Verhältnis zum menschlichen Körper richtete sich am klassischen Altertum aus, die Harmonie der Skulpturen der Antike erst nachahmend, dann aber mit der Kraft neuer Empfindung weiterentwickelt. Donatello zum Beispiel wandte als erster im Relief die Linearperspektive an und erfand so die geometrische Darstellung des Raumes auf einer Bildebene. Seit Masaccio schnitten sich die Fluchtlinien in einem Punkt, die Zentralperspektive war erfunden. Im Bau von San Lorenzo in Florenz suchte Brunelleschi die vollkommene Ausgewogenheit eines Kirchenraumes und gewann aus der Theorie die richtigen, auch in Zahlen darstellbaren Maßverhältnisse.  

Einer der großen Baumeister der Renaissance war Filippe Brunelleschi

Darauf basierte schließlich die Harmonielehre, in der die Proportionen von Säulen, Rundbogen, Profilen, Ornamenten und so weiter zum System erhoben wurden, indem sie antiken Vorbildern folgten. Schon im Jahr 1408 löste Donatello mit seinem David, den er aus einem Marmorblock herausgehauen hatte, erstmals ein Bildwerk aus dem architektonischen Verband und entwickelte damit die Idee von der Selbstständigkeit einer Plastik. Eine weitere Wende in der Architektur bedeutete Filippe Brunelleschis Florentiner Domkuppel als technische und zugleich ästhetische Meisterleistung.

Die Domkuppel von Florenz sollte zum Vorbild aller Kuppelbauten der Renaissance und noch des Barock werden. Mit der alten Sakristei von San Lorenzo schuf Brunelleschi auch den ersten Zentralraum, eine Planung, die von zahllosen Architekten der Renaissancezeit aufgegriffen wurde. In der Profanarchitektur des 15. Jahrhunderts trat die regelmäßige Anlage des Palastes, rechtwinklig und in deutlich erkennbaren Anordnungen an die Stelle des unregelmäßigen Wohnhauses des Mittelalters.

Die Kunst der Renaissance drang erst mit großer Verzögerung nach Norden vor

Die Ausschmückung sakraler und profaner Räume beschäftigte in der Renaissance in den reichen Städten riesige Trupps von Skulpteuren, Schnitzern, Freskanten, Tafelmalern, Goldschmieden und Kunsthandwerkern. So malte beispielsweise Benozzo Gozzoli um 1459 die Hauskapelle des Palazzo Medici-Riccardi mit dem großen Dreikönigsfresko aus und porträtierte darin eine ganze Reihe Florentiner Bürger. Für die Wiedergeburt der Künste in der Renaissance war für die Skulptur Donatelli, für die Architektur Brunelleschi und für die Malerei Masaccio verantwortlich.

Die Werke dieser drei großartigen Künstler sollten für ganz Italien bestimmend sein. Eine wesentliche Aufgabe für die Maler der Renaissance wurde auch das Porträt, repräsentativ und dennoch veristisch. Man orientiert sich dabei an den Vorbildern der römisch-republikanischen Zeit. Erst mit sehr großer Verzögerung drangen die neuen Ideen und Formen der Kunst der Renaissance über die Alpen nach Norden vor, vor allem im Bereich der bildenden Kunst. Erst mit Albrecht Dürer und Hans Holbein gelang dem neuen Formenschatz dort der Durchbruch.

Von Hans Klumbies