Technische Revolutionen können die Menschheit retten

Die meisten Menschen haben vage Ahnungen von der Zukunft und doch besteht immer die Möglichkeit, dass ein schreckliches Ereignis alles hinwegfegt. Schon in den 1980er Jahren erkannte Shoshana Zuboff, dass die Einführung der Computer in Unternehmen dazu führen würde, dass die Hierarchien flacher werden. Daniel Goleman ergänzt: „Während Wissen früher Macht war und die Mächtigsten ihre Informationen horteten, eröffneten die neuen technischen Systeme für jedermann den Zugang zu den Daten. In der Gegenwart und sicherlich auch in der Zukunft fließen die Informationen immer freizügiger, und das nicht nur innerhalb einer Organisation, sondern auf der ganzen Welt. Das Zeitalter des Anthropozän, das mit der industriellen Revolution begann, ist die erste geologische Epoche, in der die Tätigkeit einer Spezies – der Menschen – unausweichlich die wenigen globalen Systeme zerrüttet, die das Leben auf der Erde ermöglichen.

Der Kohlendioxidgehalt in der Atmosphäre steigt immer schneller

Johan Rockstrom und andere schreiben in der Zeitschrift „Nature“: „Das Anthropozän ist durch eine Kollision von Systemen gekennzeichnet. Die von Menschen geschaffenen Systeme für Bau, Energieproduktion, Verkehr, Industrie und Handel beeinträchtigen jeden Tag den Ablauf natürlicher Systeme, darunter die Kreisläufe von Stickstoff und Kohlenstoff, die reichhaltige Dynamik der Ökosysteme, die Verfügbarkeit von Trinkwasser und Ähnliches.“ Es wird noch alles viel schlimmer werden. In den letzten Jahren hat diese Attacke eine große Beschleunigung erlebt.

Daneben ist neben anderen Anzeichen für die bevorstehende Krise der Systeme auch der Kohlendioxidgehalt in der Atmosphäre immer schneller gestiegen. Die Spuren der Menschen auf unserem Planeten, so erklärte Paul R. Ehrlich, Professor für Biologie an der Stanford-Universität, entstünden durch drei Kräfte: „Den Verbrauch jedes Einzelnen, die Gesamtzahl der Menschen und die Methoden, mit denen wir uns das verbrauchte Material beschaffen.“ Allerdings können möglicherweise technische Revolutionen die Menschheit vor sich selbst retten.

Ein blinder Fleck im Gehirn trägt zum Chaos auf der Erde bei

Mit ihrer Hilfe können die Menschen die Ressourcen so nutzen, dass die unentbehrlichen Lebenserhaltungssysteme unseres Planeten geschützt werden. Vorausgesetzt, die Menschheit findet Methoden, die keine neuen Probleme schaffen oder alte verschleiern. Daniel Goleman fügt hinzu: „Auf lange Sicht werden solche technischen Revolutionen allerdings nicht durch starke wirtschaftliche Kräfte begünstigt. Der kurzfristige Nutzen ergibt sich vor allem daraus, dass die Unternehmen Geld sparen können, aber nicht aus dem Nutzen der Nachhaltigkeit für unseren Planeten als solchem.“

Wahrscheinlich trägt ein blinder Fleck im Gehirn der Menschen zu dem Chaos bei. Der menschliche Wahrnehmungsapparat ist fein auf ein Aufmerksamkeitsspektrum abgestimmt, das sich in der Menschheitsgeschichte in Form des Überlebens ausgezahlt hat. Der Mensch besitzt kein neuronales Radar dafür, welche Gefahren den globalen Systemen, die das Leben der Menschen ermöglichen, drohen. Sie sind zu groß oder zu klein, als dass die Menschen sie unmittelbar bemerken würden. Wenn sie dann mit Nachrichten über globale Bedrohungen konfrontiert werden, neigen die Schaltkreise der Aufmerksamkeit dazu, nur mit den Schultern zu zucken.

Kurzbiographie: Daniel Goleman

Daniel Goleman wurde 1946 in Stockton, Kalifornien, geboren. Er lehrte als klinischer Psychologe an der Harvard University, schrieb als Wissenschaftsjournalist für die New York Times und war Herausgeber der Zeitschrift „Psychology Today“. Sein Buch „Emotionale Intelligenz“, das er 1995 veröffentlichte, wurde international zum Bestseller. Zu seinen bekannten Werken zählen unter anderem auch „Emotionale Führung“ und „Soziale Intelligenz“. Daniel Goleman lebt in Massachusetts.

Von Hans Klumbies