Auf Stagnation folgte Wachstum

Thomas Malthus glaubte seine „Armutsfalle“ als ewiges Weltgesetz etabliert zu haben. Doch plötzlich kam der von ihm beschriebene Mechanismus zum ersten Mal zum Stillstand. Und die Metamorphose von der Stagnation zum Wachstum nahm ihren Lauf. Oded Galor fragt: „Wie schaffte es die menschliche Spezies, der Armutsfalle zu entkommen?“ Um unter anderem diese Frage beantworten, hat Oded Galor eine einheitliche Theorie entwickelt, die versucht, die Reise der Menschheit in ihrer Gesamtheit zu erfassen. Diese Theorie veranschaulicht, welche Kräfte den Übergang von einer Epoche der Stagnation zu einer Ära anhaltender Steigerung des Lebensstandards bestimmten. Zudem verdeutlicht sie den Einfluss der Vergangenheit auf das Schicksal der Nationen. Oded Galor ist israelischer Wirtschaftswissenschaftler und mehrfach ausgezeichneter Professor an der Brown University, USA. Er forscht vor allem zum Thema Wirtschaftswachstum.

Der Homo sapiens erschien vor fast 300.000 Jahren in Ostafrika

Im ersten Teil seiner Reise erforscht Oded Galor das Rätsel des Wachstums. Dabei konzentriert sich der Wissenschaftler auf den Mechanismus, der die menschliche Spezies fast den gesamten Lauf ihrer Geschichte über zu einem Dasein am Rande des Existenzminimums zwang. Die Reise beginnt mit dem Aufbruch der Menschheit selbst. Nämlich dem Erscheinen des Homo sapiens in Ostafrika vor fast 300.000 Jahren. Anschließend breitete sich das Menschengeschecht über die Kontinente hinweg aus.

Anschließend erfolgte der Übergang der Gesellschaften von Jäger- und Sammlerstämmen zu sesshaften landwirtschaftlichen Gemeinschaften. In jüngerer Zeit prägten die Industrielle Revolution und der sogenannte Demographische Übergang die Menschheit. Die Menschheitsgeschichte ist reich an faszinierenden Details. Da gibt es mächtige Zivilisationen, die aufstiegen und untergingen. Es existieren charismatische Herrscher, die Armeen zu gewaltigen Eroberungen und in katastrophale Niederlagen führten. Außerdem gibt es Künstler, die überwältigende Kulturschätze schufen.

Wachstum trägt zur Umweltzerstörung und zum Klimawandel bei

Herausragende Philosophen und Wissenschaftler erweiterten das Verständnis der Menschen über das Universum. Nicht vergessen darf man all die Gesellschaften und Milliarden von Menschen, die abseits des Rampenlichts lebten. In einem solchen Ozean von Details kann man sich, umspült von den Wellen, leicht davon treiben lassen, ohne die mächtigen Unterströmungen wahrzunehmen. Doch gerade diese Unterströmungen, die Kräfte, die den Entwicklungsprozess bestimmen, untersucht Oded Galor. Es kam der Zeitpunkt, an dem die Fruchtbarkeitsraten zu sinken begannen und die Steigerung des Lebensstandards von den ausgleichenden Effekten des Bevölkerungswachstums entkoppelt war.

Dies leitete einen langfristigen Wohlstand ein, der bis heute anhält. Im Zentrum der Erkundigungen von Oded Galor steht die Frage nach der Zukunftsfähigkeit der Gattung Homo sapiens auf dem Planeten Erde. Während der malthusianischen Epoche trugen widrige klimatische Bedingungen und Epidemien immer wieder zu einer katastrophalen Dezimierung der Bevölkerung bei. Heute ist es eine Tatsache, dass der Wachstumsprozess zur Umweltzerstörung und zum Klimawandel beiträgt. Die ernste Frage ist, ob die Menschheit zu einem nachhaltigen Leben fähig ist und die drastischen demographischen Folgen der Vergangenheit abwenden kann. Quelle: „Die Reise der Menschheit durch die Jahrtausende“ von Oded Galor

Von Hans Klumbies