Kurt Tucholsky war äußerst vielseitig begabt. Er war nicht nur Journalist, sondern auch Satiriker, Essayist, Literatur- und Theaterkritiker, Erzähler, Lyriker, Chanson- und unermüdlicher Briefeschreiber. Er zählt zu den meistgelesenen Autoren der Weimarer Republik. Kurt Tucholsky wird seit jeher geliebt und verehrt, zugleich ist er – als zorniger Aufklärer von Machtmissbrauch und Militarismus – nach wie vor heftig umstritten und immer noch hoch aktuell. Kurt Tucholsky wird am 9. Januar 1910 in Berlin geboren. Er stammt aus einer gutbürgerlichen-jüdischen Familie. Seine Jugendjahre verbringt er in Stettin, wo sich sein tiefverwurzeltes Gefühl für den Norden herausbildet. Er liebt die See, die Wälder, die Stille. Im Alter von neun Jahren kehrt er nach Berlin zurück. Als er 15 Jahre alt ist, verliert er seinen geliebten und verehrten Vater.
Kurt Tucholsky fordert die pazifistische Aufklärung der Massen
Er hat den frühen Verlust seines Vaters nie überwunden und bleibt fast zeitlebens auf der Suche nach einem Vaterersatz. Im Jahr 1909 macht Kurt Tucholsky am Königlichen Luisengymnasium sein Abitur. Zwei Wochen später beginnt er ein Jurastudium an der Friedrich-Wilhelms Universität zu Berlin. Ein Fixpunkt in seinem Denken bleicht allerdings bis zu seinem frühen Tod Frankreich. Der 25. April 1911 markiert dann den eigentlichen Beginn seiner schriftstellerischen Laufbahn. Er schreibt eine Polemik im „Vorwärts“, dem Parteiorgan der SPD, gegen die angeblich notwendige Zensur, und betritt so die Arena der politischen Kommentatoren.
Schnell erweitert er anschließend sein Themenspektrum und schreibt neben Theater-, Buch- und Filmkritiken auch Feuilletons, kleine Glossen und Satiren. Ein Thema rückt allerdings immer mehr ins Zentrum des Schaffens von Kurt Tucholsky und lässt ihn bis zu seinem Tod nicht mehr los: Militär und Krieg. Für ihn stand früh fest, dass die letzte Ursache der Kriege in der Wirtschaft liegt, dass die Soldaten nicht für Ehre und Vaterland sterben, sondern für das Portemonnaie der Industrie. Er fordert die pazifistische Aufklärung der Massen und möchte dem Krieg den Krieg erklären.
Kurt Tucholsky: „Die Sehnsucht nach Erfüllung kann nicht befriedigt werden.“
Die Volljährigkeit beschert Kurt Tucholsky aus dem väterlichen Erbe 70.000 Mark, ein mittleres Vermögen, das ihm einen gehobenen bürgerlichen Wohlstand garantiert. Fast über Nacht berühmt macht ihn die literarische Verarbeitung es seiner Ausflüge mit seiner Freundin Else Weil: „Rheinsberg. Ein Bilderbuch für Verliebte“ mit Bildern von Ernst Szafranski (1912). In dem kleinen Büchlein tauchen fast alle Themen auf, die Kurt Tucholsky zu jener Zeit beschäftigen: zum Beispiel die Kritik am Bürgertum mit seiner verlogenen Sexualmoral und seinen Erziehungsmethoden.
In Rheinsberg formuliert Kurt Tucholsky auch sein zeitweiliges Lebensmotto: „Kämpfen – aber mit Freuden! – Dreinhauen, aber mit Lachen!“ Freude und Lachen, das war die eine Seite von Kurt Tucholsky, auf der anderen Seite überschattet eine leichte Melancholie die Verspieltheit. Schon hier beschreibt er auch, was ihn sein ganzes Leben lang beschäftigen und quälen wird: die ewige Sehnsucht nach der Erfüllung, das nie zu erreichende Ziel: „Und es gibt keine tiefere Sehnsucht als diese: die Sehnsucht nach der Erfüllung. Sie kann nicht befriedigt werden.“ Quelle: Kurt Tucholsky von Michael Hepp, Rowohlt Verlag, 5. Auflage 2013
Von Hans Klumbies
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