Der Neue Moralische Realismus klärt auf

Markus Gabriel stellt die ethischen Grundbegriffe der neuen Aufklärung vor, die sich aus einigen Kernthesen ergeben. Die Kernthesen des Neuen Moralischen Realismus lauten wie folgt. Erstens gibt es von den Privat- und Gruppenmeinungen unabhängige moralische Tatsachen. Diese bestehen objektiv. Zweitens sind die objektiv bestehenden moralischen Tatsachen durch den Menschen erkennbar, also geistabhängig. Sie richten sich an Menschen und stellen einen Moralkompass dessen dar, was man tun soll, tun darf oder verhindern muss. Sie sind in ihrem Kernbestand offensichtlich und werden in dunklen Zeiten durch Ideologie, Propaganda, Manipulation und psychologische Mechanismen verdeckt. Seit 2009 hat Markus Gabriel den Lehrstuhl für Erkenntnistheorie und Philosophie der Neuzeit an der Universität Bonn inne. Zudem ist er dort Direktor des Internationalen Zentrums für Philosophie.

Moralische Tatsachen sind universal

Drittens gelten objektiv bestehende moralische Tatsachen zu allen Zeiten, in denen es Menschen gab, gibt und geben wird. Sie sind von Kultur, politischer Meinung, Religion, Geschlecht, Herkunft, Aussehen und Alter unabhängig und deswegen universal. Die moralischen Tatsachen diskriminieren nicht. Die erste Kernthese spricht Markus Gabriel als moralischen Realismus an. Die zweite betrifft die Menschen als diejenigen freien geistigen Lebewesen, an die moralische Ansprüche ergehen. Markus Gabriel nennt sie deswegen Humanismus.

Nummer drei bezeichnet man üblicherweise als Universalismus. Als einprägsamen Slogan kann man zwei fiktive Staatenkonzepte miteinander kontrastieren. Das erste nennt Markus Gabriel PRN. P steht für Pluralismus, R für Relativismus und N für Nihilismus. Die Konstellation von Wertepluralismus, Werterelativismus und Wertenihilismus hält der Philosoph für ein Übel. Denn darunter ist die Idee zu verstehen, dass moralische Kodizes, als Wertesysteme, einfach nur dadurch entstehen und aufrechterhalten werden, dass sich eine mehr oder weniger beliebige Gruppe ihnen verschreibt.

Das Grundgesetz betrifft alle Menschen

Werte sind in diesem Modell zufolge Glaubenssätze, die eine Gruppe zusammenhalten. Deshalb ist ihre Geltung auch nur auf eine Gruppe beschränkt. Nationalistischer Unsinn kann vermieden werden, wenn man moralische Klarsicht beweist, ohne die es keine Ethik, keine rationale Erforschung der moralischen Tatsachen geben kann. Gegen PRN verteidigt die neue Aufklärung das Ideal einer „Republik der Humanistischen Universalisten“ (RHU). Deren moralphilosophische Grundverfassung entspricht weitgehend dem Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland.

R steht hierbei für Realismus, H für Humanismus und U für Universalismus. Das Grundgesetz hat in den letzten siebzig Jahren auch deswegen progressiv gewirkt, weil es als Ergebnis einer dunklen Zeit zustande gekommen ist. Selbst die nationalsozialistische Diktatur hat die Lichter der Aufklärung nicht gänzlich ausblasen können. Das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland formuliert einen Wertekatalog mit universalem Anspruch, der nicht nur deutsche Staatsbürger, sondern alle Menschen betrifft. Quelle: „Moralischer Fortschritt in dunklen Zeiten“ von Markus Gabriel

Von Hans Klumbies

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