Viele Menschen haben kaum Kontakt zur Natur

Tausende Wissenschaftler beschäftigen sich mit der Beziehung zwischen Mensch und Natur – oder ihrem Fehlen. Lucy F. Jones weiß: „IN den USA haben Ärzte zwischen April 2018 und 2019 knapp 170 Rezepte für „Parkaufenthalte“ ausgestellt.“ Damit eine Behandlungsmethode in das Gesundheitssystem aufgenommen wird, müssen die Wirksamkeitsnachweise höchste Standards erfüllen. Doch was ist mit den Menschen, die überhaupt keine Zeit in der Natur verbringen wollen? Die wie Woody Allen sagen würden: „Ich liebe die Natur, solange sie mir vom Hals bleibt.“ Viele Menschen treffen die Entscheidung, städtisch zu leben, umgeben von vielen anderen Menschen, mit kaum oder nur wenige Kontakt zur Natur, geschweige denn zur Wildnis. Lucy F. Jones ist Journalistin und schreibt regelmäßig zu wissenschaftlichen Themen, Gesundheit, Umwelt und Natur für die BBC, The Guardian und The Sunday Times.

Stadtmenschen verbringen viel Zeit am Computer

In einem Essay für „The Biophilia Hypothesis“ schrieb der indische Ökologe Madhav Gadgil: „Selbst wenn Menschen in der Regel lernen, die Diversität der Natur zu lieben, so lässt sich dies bei Indiens Mittelstand kaum beobachten.“ Gadgil war der Ansicht, in Indien fände eine „Desakralisierung der Natur“ statt. Das heißt eine Verschiebung von der Anbetung von Naturelementen hin zu menschengemachten Ikonen. Die Macht des Marktes treibe diesen Prozess voran, der sich im ganzen Land ausbreite.

Lucy F. Jones kontaktierte Madhav Gadgil, um herauszufinden, ob er 25 Jahre später noch immer derselben Meinung war. Die Bauern, Hirten, Fischer und Waldfrüchte sammelnde Inder, so sagte er Lucy F. Jones, seinen mit der Natur noch immer sehr verbunden. Denn ihre Lebensgrundlage und auch ihre geistige Gesundheit hängen von ihr ab. Doch Städter lebten zunehmend entfremdet von der Natur. Abgesehen von einer geringen Minderheit, die in ihrer Freizeit Trekking oder Paragliding ausübte. Die meisten Stadtmenschen verbrachten mehr Zeit am Computer oder vor dem Fernseher.

Die Natur wirkt sich positiv auf die Gesundheit aus

Doch selbst wenn sich Menschen nicht großartig für die Natur interessieren – brauchen sie sie nicht trotzdem, und sei es nur im Hintergrund? Oder, anders formuliert: Wenn Menschen sich der Erhabenheit der ursprünglichen Biosphäre nicht bewusst sind, bedroht der Verlust der Natur dennoch ihre Gesundheit. Lucy F. Jones stellt fest: „So viele von uns machen keine Erfahrungen mehr in der Natur und entscheiden sich, ihre Zeit anders zu verbringen. Spielt all das dann überhaupt eine Rolle?“

Die Natur wirkt sich positiv auf die Gesundheit und das Wohlbefinden eines Menschen aus. So kommt es beispielsweise zu Stressabbau und mentaler Erholung, der Abnahme von Krankheitstagen sowie von Konzentrationsstörungen. Dass sich der Kontakt zur Natur positiv auf das Gemüt eines Menschen auswirkt, ist inzwischen durch viele Studien ausreichend bewiesen. Ebenso ist es wahrscheinlich, dass selbst Menschen, die aus freien Stücken keinen Wert auf Naturverbundenheit legen, am Ende unter diesem Mangel leiden würden. Quelle: „Die Wurzeln des Glücks“ von Lucy F. Jones

Von Hans Klumbies