Die Geldschöpfung verursacht Finanzkrisen

In einer Reise durch die Geldgeschichte zeigt der der renommierte Ökonom Thomas Mayer in seinem neuen Buch „Die Inflationsfalle“, wie ein Übermaß neuen Geldes immer wieder zu Krisen, Umbrüchen und Neuordnungen geführt hat. Im ersten Teil erklärt er, wo das Geld eigentlich herkommt und wie es sich über die Zeit gewandelt hat. Dabei verfolgt er auch die Globalisierung des Geldes. Im zweiten Teil betont Thomas Mayer, dass die Geldschöpfung immer wieder für Geld- und Finanzkrisen verantwortlich war. Außerdem vollzieht er nach, welche Rolle das Geld bei der Integration der europäischen Nationalstaaten unter einem europäischen Dach und bei der Errichtung eines modernen Versicherungsstaats gespielt hat. Thomas Mayer ist promovierter Ökonom und ausgewiesener Finanzexperte. Seit 2014 ist er Leiter der Denkfabrik Flossbach von Storch Research Institute.

Sparer sollten ihr Geld in reale Vermögenswerte anlegen

Seit der Coronakrise kommt es erneut zur ungezügelten Geldvermehrung nicht nur auf der Ebene der Zentralbanken. Auch die Geschäftsbanken machen dabei fleißig mit. Dadurch ist ein gewaltiger Geldüberhang entstanden, der die Voraussetzungen für eine neue Geldkrise schafft. Thomas Mayer warnt: „Das aktuelle Inflationsgeschehen hat entsprechend ein hohes Krisenpotenzial. Und die Wahrscheinlichkeit, dass das Geld, wie wir es kennen, seinem Ende naht, ist groß.“

Die nächste Geldkrise dürfte eher schleichend und verdeckt als plötzlich und mit einem Paukenschlag kommen. Ein Ende nach langer Schwindsucht – ein langsamer Verfall der Kaufkraft – ist wahrscheinlicher als ein Ende durch einen plötzlichen Kollaps der Kaufkraft. Im Euroraum wird die Schwindsucht vermutlich in Form der „Liraisierung“ kommen. Also durch eine allmähliche Aufweichung der einst stabilen Währung. Man kann dem Verfall des Euros nur begegnen, indem man seine Geldersparnisse in reale Vermögenswerte anlegt. Dazu gehören die heiß begehrten Immobilien, aber noch mehr die von vielen Sparern misstrauisch beäugten Aktien.

Für ein kühnes Reformprogramm fehlt der Politik der Mut

Staatsbankrotte, Hyperinflation und Währungsreformen sind Methoden zur Entschuldung und Geldwertstabilisierung. Diese sind jedoch meist mit politischen Zusammenbrüchen und Neuanfängen verbunden. Drastische Lösungen dieser Art sind auf breiter Front gegenwärtig wenige wahrscheinlich. Aber sie können dennoch in modifizierter Form im Euroraum zum Zug kommen. Als von den Mächtigen bevorzugter künftiger Pfad der Entwicklung bleibt folglich die sogenannte „finanzielle Repression“. Dabei wird der Zins durch staatliche Eingriffe unter der Inflationsrate gehalten.

Dadurch wird reales Vermögen von den meist privaten Gläubigern zu den meist staatlichen Schuldnern transferiert. Thomas Mayer stellt fest: „Das vom Verfall bedrohte Staatsgeld – darunter insbesondere der Euro – könnte mit einem kühnen Reformprogramm wahrscheinlich gerettet werden. Aber dafür dürfte der Politik der Mut fehlen.“ Folglich bleibt für den Bürger nur, sich auf den Geldwertverfall durch Änderung seines Spar- und Anlageverhaltens einzustellen.

Das Inflationsgespenst
Eine Weltgeschichte von Geld und Wert
Thomas Mayer
Verlag: Ecowin
Gebundene Ausgabe: 400 Seiten, Auflage: 2022
ISBN: 978-3-7110-0305-8, 28,00 Euro

Von Hans Klumbies