Geld verleiht seinen Besitzern magische Kräfte

Schon 500 v. Chr. verlieht Geld seinen Besitzern geradezu magische Kräfte. Nicht nur alle denkbaren Güter konnte man damit kaufen, sondern auch menschliche Beziehungen und Macht. Etwa indem man Gefolgsleute, Söldner und Prostituierte mietete. Fabian Scheidler erläutert: „Mit dem Geld gab es erstmals einen Stoff, der sich in fast alles andere konvertieren ließ.“ Die Geldwirtschaft zerschnitt das komplexe Geflecht menschlicher Beziehungen und ersetzte es durch eine Wettkampfarena. In dieser konkurrierten vereinzelte Individuen miteinander um die Anhäufung von Geld. Das lateinische Wort in-dividuum ist nicht zufällig die Übersetzung des griechischen á-tomos: das Unteilbare. In Wissenschaft und Philosophie herrschte damals die Vorstellung, dass die Welt aus unverbundenen Atomen besteht, die durch einen leeren Raum jagen. Der Publizist Fabian Scheidler schreibt seit vielen Jahren über globale Gerechtigkeit.

Es gibt nur leeren Raum zwischen den Menschen

Oder wie Demokrit (um 460 – um 370 v. Chr.) es ausdrückte: „Nur scheinbar hat ein Ding eine Farbe, nur scheinbar ist es süß oder bitter. In Wirklichkeit gibt es nur Atome und leeren Raum.“ Übertragen auf die gesellschaftliche Realität könnte man es auch so formulieren: Nur scheinbar gibt es echte gesellschaftliche Beziehungen. In Wahrheit gibt es nur Geld und einen leeren, kalten Raum zwischen den Menschen. Die Geldwirtschaft und die Atomistik sind also historisch verbunden.

Die Krise eines mechanistischen Weltbilds begann mit Isaac Newton (1643 – 1727), dessen Werkt oft als Gipfelpunkt dieser Weltsicht angesehen wird. Seine Bewegungsgesetze waren ein entscheidender Durchbruch in der Wissenschaftsgeschichte. Der Kern bestand darin, die Schwerkraft und die Bewegung der Planeten in einem Gedanken- und Formelgebäude zusammenzubringen und aus denselben Prinzipien abzuleiten. Vorher nahm man sie als vollkommen verschiedene Phänomene wahr.

Isaac Newton formulierte erstmals universelle Prinzipien

Die Schwerkraft, so Isaac Newtons Entdeckung, war nicht nur dafür verantwortlich, dass Äpfel von Bäumen fallen, sondern auch dafür, dass Planeten auf ihren Bahnen um die Sonne bleiben. Zudem war sie verantwortlich für Ebbe und Flut und viele andere Phänomene. Isaac Newton formulierte erstmals universelle Prinzipien. Sein Triumph hatte allerdings einen entscheidenden Schatten aus Sicht der mechanistischen Philosophie. Er führte unweigerlich zu dem Schluss, dass es mit der Gravitation eine Kraft gab, die offenbar quer durch den leeren Raum ohne jede Berührung wirkte.

Isaac Newton glaubte, dass ein solcher „Berührer“ in der Zukunft gefunden werden könnte. Fabian Scheidler weiß: „Doch das sollte nie der Fall sein. Newton war nicht der Einzige, der die mysteriöse Anziehungskraft als Absurdum ansah.“ Sein Zeitgenosse Gottfried Wilhelm Leibniz etwa beschuldigte ihn, „okkulte Ideen“, die man überwunden geglaubt hatte, wieder in die Physik einzuführen. In den folgenden zwei Jahrhunderten sah sich die Physik mit einer Reihe von weiteren Problemen ähnlichen Typs konfrontiert. Quelle: „Der Stoff aus dem wir sind“ von Fabian Scheidler

Von Hans Klumbies