Ethik ist die Wissenschaft von der Moral

Üblicherweise wird zivilcouragiertem Handeln eine hohe moralische Qualität bescheinigt. Dabei kommt auch immer ein Begriff mit ins Spiel, der nicht unbedingt das Gleiche bedeutet: Ethik. Klaus-Peter Hufer erläutert: „Sowohl bei Moral als auch bei Ethik hat man in der Regel absolut gute Menschen vor Augen.“ Beispiele sind religiöse Wegweiser wie Buddah, Konfuzius, Jesus Christus, Mohammed oder politisch und sozial handelnde, vorbildhafte Menschen wie Gandhi, Martin Luther King oder Mutter Teresa. Das sind in der allgemeinen Wahrnehmung Personen, deren Lebenswege tadellos waren. Sie wollten unbeirrbar das Gute, den Frieden, die Gerechtigkeit. Sie ließen sich dabei auch nicht von heftigen Widerständen und den Verlockungen eines einfachen, angenehmen Lebens aufhalten. Klaus-Peter Hufer promovierte 1984 in Politikwissenschaften, 2001 folgte die Habilitation in Erziehungswissenschaften. Danach lehrte er als außerplanmäßiger Professor an der Uni Duisburg-Essen.

Das Gute ist nicht leicht zu bestimmen

Jeder kennt auch in seinem Alltag Menschen, die in ihrem Handeln Gutes tun. Ihnen misst man hohe Moral und ein ethisch klar ausgerichtetes Leben zu. Die Ethik – ein zentraler Teil der allgemeinen und wissenschaftlichen Philosophie – geht dem grundlegend nach. Sie „setzt voraus, dass wir schon einmal mit dem Wort gut einen anderen Sinn verbunden haben als vorteilhaft für diesen oder für jenen“. Doch das ist alles andere als einfach. In verschiedenen Kulturepochen und Religionen, in politischen Programmen, in der Suche nach Utopien und in den Vorstellungen von einer „besseren“ Welt gibt es unterschiedliche, ja gegensätzliche Ansichten über das, was „gut“ ist.

Philosophen denken darüber nach und suchen Wege und Formen des Guten oder „Sittlichen“. Diese sollen unabhängig sein von historischen Gegebenheiten, einseitigen Interessen, religiöser Eindeutigkeit oder moralischem Rigorismus. Was also meint „Ethik“? Das Wort stammt aus dem Altgriechischen „ethos“. Es bezeichnet ursprünglich so vie wie „Wohnung“, „Wohnort“, „gewohnter Sitz“, „gewöhnlicher Aufenthalt“. Nicht nur die Philosophie, sondern auch andere Disziplinen und Wissenschaften haben „ihre“ Ethik.

Die Ethik analysiert die Moralvorstellungen

Der Hannoveraner Philosophie-Professor Dietmar Hübner hat sie wie folgt definiert: „Ethik ist die Wissenschaft von der Moral. Das heißt diejenige Fachdisziplin, die sich damit befasst, welche Moralen es gibt, welche Begründungen sich für sie angeben lassen und welcher Logik ihre Begriffe, Aussagen und Argumentationsformen folgen.“ Ethik ist demnach also eine Wissenschaft, eine akademische Disziplin. Sie beschreibt und analysiert die Moralvorstellungen und moralischen Regelungen der Menschen. Sie legt allerdings diese Regeln nicht fest.

Der britische Philosoph und Nobelpreisträger Bertrand Russell (1872 – 1970) hat das bekräftigt und ein mögliches Missverständnis geklärt: „Es ist nicht Aufgabe der Ethik, wirkliche Regeln des Verhaltens aufzustellen, wie zum Beispiel „Du sollst nicht stehlen“. Das gehört zur Sittenlehre. Von der Ethik wird erwartet, dass sie eine Grundlage liefert, aus der solche Regeln abgeleitet werden können.“ Quelle: „Zivilcourage. Mut zu Widerspruch und Widerstand“ von Klaus-Peter Hufer

Von Hans Klumbies