Der Klimawandel ist die größte Bedrohung für die Menschheit

Auf die Frage, was getan werden muss, um das Schlimmste beim Klimawandel und den schwindenden Ressourcen zu verhindern, antwortet Jørgen Randers, dass vor allem die Energieeffizienz der Wirtschaft gesteigert werden muss. Und es müssen erneuerbare Energien eingesetzt werden, um die fossilen Energiequellen abzulösen. Jørgen Randers wird noch deutlicher: „Die Verbrennung von Kohle, Öl und Erdgas ist zu verbieten. Die reichen Nationen sollten Vorreiter sein und sich verpflichten, ab 2022 auf fossile Energie zu verzichten.“ Technisch gesehen ist die Umstellung seiner Meinung nach sehr leicht, sie kostet allerdings auch mehr. Jørgen Randers gratuliert Deutschland zur Energiewende, da dieses Land tut, was getan werden muss, nämlich erneuerbare Energien auszubauen und die Energieeffizienz zu steigern. Jørgen Randers, geboren 1945, ist Dozent für Klima- und Zukunftsfragen an der Norwegischen Business School in Oslo. Von 2002 bis 2009 war er Generaldirektor des World Wildlife Fund.

Kurzfristig denkende Menschen leisten Widerstand gegen die Energiewende

Laut Jørgen Randers sind nur sehr wenige Demokratien zu dem in der Lage, was Deutschland in den letzten zehn Jahren erreicht hat. Das Land hat die Mehrheit der Bevölkerung dazu gebracht, für den Ausbau von Solar- und Windenergie mehr Geld auszugeben. Jørgen Randers fügt hinzu: „Damit hat Deutschland die Erneuerbaren viel früher eingeführt, als es dank Marktmechanismen möglich gewesen wäre.“ Seiner Meinung nach tun sich andere Länder so schwer, diesem Weg zu folgen, weil er viel teurer ist als nichts zu tun – sie scheuen einfach die hohen Kosten.

Jørgen Randers befürchtet, dass auch in Deutschland diejenigen, die steigende Energiekosten nicht hinnehmen wollen, die Oberhand gewinnen könnten. Der Widerstand gegen die Energiewende regt sich auch deswegen, weil die meisten Menschen nur kurzfristig denken. Jørgen Randers erklärt: „Sie sind nicht bereit, heute mehr zu zahlen, um damit ihren Enkeln in 40 oder 60 Jahren ein besseres Leben zu ermöglichen. Wenn die Mehrheit sich durchsetzt, wird diese lobenswerte Initiative begraben werden.“

Der Verzicht Deutschlands auf die Atomenergie war die absolut richtige Entscheidung

Inzwischen hat Jørgen Randers völlig seinen Glauben an die Intelligenz der Gesellschaft und der Demokratie verloren. Er gibt zu, dass er mit seinen vierzigjährigen Bemühungen gescheitert ist, die Gesellschaft dazu zu bringen, nachhaltiger zu handeln, da die Menschen nur in Zeiträumen von fünf bis zehn Jahren planen. Jørgen Randers ergänzt: „Allerdings brauchen wir jetzt den Einsatz an der Klimafront, dessen Nutzen wir erst in 30 oder sogar 60 Jahren sehen werden.“

Deutschlands Verzicht auf Atomenergie war für Jørgen Randers im Hinblick auf den Klimawandel die absolut richtige Entscheidung. Denn seiner Meinung nach ist es für reiche Nationen wie Deutschland oder Norwegen schlicht unethisch, ihre Energieengpässe mithilfe der Atomenergie zu überbrücken und die Probleme der Endlagerung nachfolgenden Generationen zu überlassen. Jørgen Randers wünscht sich, dass seine Kinder in einer Welt leben können, die zumindest genauso gut ist wie die aktuelle. Jørgen Randers fasst zusammen: „Der Klimawandel ist die größte Bedrohung für das Wohl unserer Kinder.“

Von Hans Klumbies