Kein anderer griechischer Denker, Platon ausgenommen, hat die geistige Entwicklung des Abendlandes so nachhaltig geprägt wie Aristoteles, der von 384 bis 322 vor Christus lebte. Hellmut Flashar beschreibt in seinem Buch „Aristoteles. Lehrer des Abendlandes“ das Leben des Philosophen und die Zeit in der er wirkte. Daneben erklärt er höchst verständlich die Schriften des Aristoteles, denn er hat das Buch nicht nur für die Fachwissenschaft, sondern auch für den interessierten Philosophie-Laien geschrieben. Hellmut Flashar geht es auch darum, seinen Lesern mitzuteilen, wie eine Schrift des Aristoteles strukturiert ist und in welchen Zusammenhang ein bestimmtes Problem bei ihm auftaucht. Hellmut Flashar lehrte bis zu seiner Emeritierung als Klassischer Philologe an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Zu seinen bekanntesten Werken zählen „Inszenierung der Antike. Das griechische Drama auf der Bühne. Von der frühen Neuzeit bis zur Gegenwart“ und „Sophokles. Dichter im demokratischen Athen“.
Aristoteles war der Universalgelehrte der Antike
Gegliedert hat Hellmut Flashar sein Buch in Leben und Werk sowie die einzelnen Fachrichtungen mit denen sich Aristoteles beschäftigt hat. Ihnen ist jeweils ein Kapitel gewidmet. In den einzelnen Abschnitten geht es zum Beispiel um die Ethik, die Wege zum Glück oder um die Politik, wobei der Mensch im Raum der Polis betrachtet wird. Beim Rhetorik-Kapitel erklärt Hellmut Flashar die Theorie der öffentlichen Rede, wie sie von Aristoteles entwickelt worden war.
Es gibt kaum ein Thema, über das Aristoteles nicht philosophiert hätte: dazu zählen unter anderem die Logik, die Sprache, die Dialektik, die Metaphysik, die Physik, die Kosmologie, die Chemie, die Biologie und Psychologie. Aus seinen eigenen Schriften erfährt man über das Leben des berühmten griechischen Philosophen nichts. Als wichtigste Biographie über Aristoteles bezeichnet Hellmut Flashar die von Diogenes Laertius, die er im fünften Buch seines Werks „Leben und Meinungen berühmter Philosophen“ niedergeschrieben hat.
Aristoteles etabliert die Einzelwissenschaften in einer systematischen Verankerung
Die erhaltenen Werke des Aristoteles, die Lehrschriften oder Pragmatien hängen laut Hellmut Flashar mit dem Schulbetrieb zusammen und sind aus dem Unterricht hervorgegangen. Aus dem Vorlesungscharakter erklären sich seiner Meinung nach auch kleiner darstellerische Risse, argumentative Unebenheiten und ein zuweilen notizenhafter Stil. Der aus Rhodos stammende Andronikus hat um 40 vor Christus eine Gesamtausgabe der Werke des Aristoteles verfasst. Diese Ausgabe bildet die Grundlage der gesamten Aristotelesüberlieferung.
Im 13. Kapitel „Stationen der Rezeption“ schreibt Hellmut Flashar: „Die Wirkung des Aristoteles auf die gesamte Philosophie und Wissenschaft nicht nur des Abendlandes, sondern auch im islamisch-arabischen Bereich ist so gewaltig, dass hier nur Stationen der Rezeption kurz skizziert werden können.“ Aristoteles war der Erste, der die Einzelwissenschaften in systematischer Verankerung insgesamt etabliert hat. Es ist auch seine Nähe zur Wissenschaft, die sein Werk vor irrationalen Umdeutungen schützt.
Aristoteles
Lehrer des Abendlandes
Hellmut Flashar
Verlag: C. H. Beck
Gebundene Ausgabe: 416 Seiten, Auflage: 2013
ISBN: 978-3-406-64506-8, 26,95 Euro
Von Hans Klumbies