Die unterschätzte Macht des Marktes und der Wirtschaft

Der Bestsellerautor Norbert Häring zeigt in seinem neuen Buch „Markt und Macht“, wie die Macht der Wirtschaft das Leben jedes einzelnen Menschen bestimmt und warum sich die Ökonomen nicht darum kümmern. Vieles was von Politikern und Wirtschaftswissenschaftlern als ökonomische Notwendigkeit dargestellt wird, dient in Wirklichkeit nur dem wirtschaftlichen Vorteil bestimmter Interessengruppen. Zu den Lieblingsökonomen von Norbert Häring zählt Amartya Sen, der gezeigt hat, das die Ökonomie für den Menschen da zu sein hat und nicht umgekehrt. Der Autor schreibt seit 13 Jahren, erst für die Börsen-Zeitung, dann für die Financial Times Deutschland und seit 2002 für das Handelsblatt.

Die Finanzbrache steht an der Spitze der Machthierarchie

Norbert Häring definiert das Wesen der Macht wie folgt: „Macht ist die Drohung mit der Nutzung von negativen Sanktionen.“ Macht ist auch die Kontrolle darüber, was auf der Agenda des politischen Systems steht und welche Gesetze von den Politikern beschlossen werden. Die Botschaft, die Norbert Häring mit seinem Buch vermitteln will, dass es in der Wirtschaft starke Mächte gibt, die von den Ökonomen viel zu wenig berücksichtigt werden.

An der Spitze der Machthierarchie siedelt Norbert Häring die Finanzbrache an. Ihr hat er das erste und längste Kapitel von „Markt und Macht“ gewidmet. Der Autor beweist an einer eindrucksvollen Anzahl von Wirtschaftstudien, dass Betrug und Desinformation in der Finanzbrache die Regel sind und, dass die Idee von leistungsfähigen Märkten mit rationalen, wohl informierten Kunden die reine Illusion ist.

Die Macht der Manager und Unternehmen

Auf der zweiten Stufe der Machhierarchie tummeln sich die Manager der großen Unternehmen und Konzerne. Die werden dafür fürstlich bezahlt, die Geschäfte im Sinne der Eigentümer zu optimieren. In vielen Fällen nutzen die Manager aber ihre Macht für den eigenen Profit. Norbert Häring gibt den Ökonomen die Schuld, dass die Manager ihre Gehälter im letzten Jahrzehnt vervielfachen und dennoch ungestört ihre eigenen Interessen verfolgen konnten.

Im dritten Kapitel von „Markt und Macht“ beschreibt Norbert Häring die Marktmacht der Unternehmen. Der Autor geht davon aus, dass alles was in der Wirtschaft geschieht, anhand seiner Auswirkungen auf die Konsummöglichkeiten bewertet wird. Für Norbert Häring ist die Firma in der Regel eine Institution mit einer Hierarchie, eine Kommandowirtschaft, aber kein Markt auf dem Arbeitsleistungen, die einem gewissen Standard entsprechen, gehandelt werden.

Das Verhältnis von Wirtschaft und Staat

Im letzten Abschnitt seines Buches geht es um das Verhältnis von Staatsmacht und wirtschaftlicher Macht und die Frage wer hier eigentlich wen kontrolliert. Die freie Marktwirtschaft ohne einen starken demokratischen Staat führt laut Norbert Häring mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer immer größeren Macht in der Wirtschaft.

Deren Eliten könnnten eines Tages den Staat kontrollieren und in eine Scheindemokratie verwandeln. Norbert Härings Schlussworte lauten: „Ein starker Staat ohne Marktwirtschaft führt leicht zu einer Erstarrung der wirtschaftlichen Strukturen, zu wirtschaftlicher Stagnation oder ökonomischen Niedergang.“

Markt und Macht
Was Sie schon immer über die Wirtschaft wissen wollten, aber bisher nicht erfahren sollten
Norbert Häring
Verlag: Schäffer/Poeschel
Gebundene Ausgabe: 292 Seiten, Auflage: 2010
ISBN: 978-3-7910-2986-3, 19,95 Euro

Von Hans Klumbies

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