Der Philosoph Boris Groys definiert die Elite

Boris Groys glaubt nicht daran, dass die Zugehörigkeit zu einer Elite überhaupt etwas mit Bildung zu tun hat. Die Entstehung von Eliten ist für den Philosophen ein gesellschaftlicher Prozess, der mal eine Gruppe von Menschen, mal eine andere Gruppe von Menschen nach oben treibt. Diesen Prozess kann man nicht vorhersehen und steuern, auch nicht über die Bildung. Das Problem aller totalitären Systeme besteht seiner Meinung nach darin, dass man glaubt, entscheiden zu können, wer unter welchen historischen Bedingungen Erfolg haben soll. Dass die Gebildeten zur Elite gehören sollen, ist für Boris Groys einfach nur falsch.

Im Kapitalismus ist die Elite nur eine Geldelite

Der Philosoph kann sich leicht eine Gesellschaft vorstellen, in der die Elite ausschließlich aus Ungebildeten besteht, da Bildung sehr viel Zeit und Kraft kostet und eigentlich vom Erfolg ablenkt. Unter den Bedingungen des Kapitalismus definiert Boris Groys Elite nur als eine Geldelite.

Denn wer Geld hat, besitzt auch soziale Möglichkeiten, sein eigenes und das gesellschaftliche Leben zu gestalten. Und Bildung ist laut Boris Groys nur ein Weg zum Geld und wahrscheinlich nicht der beste und sicher nicht der effizienteste.

Der Staat sorgt für Ungleichheit

Zur Rolle des Staates in der Debatte über Ober- und Unterschichten in Deutschland sagt Boris Groys: „An der gesamten Diskussion ist problematisch, dass man übersieht, dass der Staat vor allem ein Repressionsmechanismus ist. Die primäre Aufgabe des Staates ist es, Ungleichheit zu gewährleisten.

Also den armen Teil der Bevölkerung daran zu hindern, den Wohlhabenden das Geld abzunehmen.“ Laut Boris Groys würde der ärmere Teil der Bevölkerung gar keine Zuwendungen brauchen, wenn der Staat nicht mit all seinen Kontrollmechanismen da wäre.

Kurzbiographie: Boris Groys

Boris Groys wurde 1947 in Ostberlin geboren. Er studierte in Leningrad Philosophie und Mathematik. 1981 übersiedelte der Philosoph in die Bundesrepublik. Von 1994 bis 2009 lehrte er Philosophie, Medientheorie und Kunstwissenschaft an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe. Seit September 2009 ist er Professor an der New York University.

Von Hans Klumbies