Der Sinn des Lebens ist schwer zu fassen

Manchmal überfällt einen Menschen schlagartig das Gefühl von existenzieller Einsamkeit. Das geschieht von einer Sekunde auf die andere. Der Betroffene kann kaum noch atmen. Die Welt erscheint plötzlich fremd. Nichts scheint mehr zu passen. Christian Uhle stellt fest: „Es ist ein paradoxes Nebeneinander: Oft scheint alles so klar. Wir sind beseelt vom Leben, und jeder Zweifel an dessen Sinn wäre geradezu absurd.“ Man ist mittendrin, verwoben in den Konflikten und Schönheiten des Alltags. Man hat kleine oder große Ziele vor Augen, genießt den Austausch mit seinen Freunden. Das bedeutet ein Leben in Selbstverständlichkeit. In diesen Phasen erfährt man das Leben als zutiefst sinnvoll, auch wenn man niemals in Worte fassen könnte, was der Sinn des Lebens eigentlich ist. Das Anliegen des Philosophen Christian Uhle ist es, Philosophie in das persönliche Leben einzubinden.

Das Leben kann sinnvoll sein

Der Philosoph Ludwig Wittgenstein (1889 – 1951) schloss daraus: „Die Lösung des Problems des Lebens merkt man am Verschwinden dieses Problems.“ Vielleicht sind Menschen in genau diesen Momenten wahrhaftig weise, haben ganz intuitiv eine Antwort gefunden, die sie wie von allein in die richtige Richtung lenkt. Diese Momente legen nahe: Natürlich kann das Leben sinnvoll sein, ja, geradezu durchtränkt von Sinn! Doch die anderen Momente gibt es auch. Momente, in denen Menschen nicht weniger klar, nicht weniger intuitiv und deutlich erkennen: Letztlich ist alles sinnlos.

Christian Uhle ergänzt: „Das Leben, nur ein kurzes Theater, ein unbeholfenes Stolpern in den sicheren Tod. Was soll das alles? Plötzlich breitet sich eine Leere aus.“ Und gerade, weil der Sinn eben noch so natürlich und selbstverständlich da war, ist es nun schwierig, ihn wiederzufinden. Möglicherweise sind die Betroffenen nur durcheinander. Man versucht sich zusammenzureißen. Aber das ist gar nicht so leicht. Stimmt etwas nicht mit der eigenen Persönlichkeit?

Die Erfahrung von Sinnlosigkeit kann jederzeit auftreten

Ein Zweifel drängt sich auf: Oder ist es diese Welt, mit der etwas nicht stimmt – in der etwas fehlt. Solche Erfahrungen von Sinnlosigkeit und Absurdität können „einen beliebigen Menschen an einer beliebigen Straßenecke anspringen“, schrieb Albert Camus (1913 – 1960). Und wahrscheinlich haben sie fast jeden Menschen einmal angesprungen, wenn auch sicherlich nicht auf die gleiche Weise. Ebenso wie verschiedene Personen auf ihre eigene Art lieben, kann das Gefühl von Sinnlosigkeit in ganz unterschiedlichen Gestalten auftreten.

Natürlich, einige Menschen befanden sich noch nie in einer anhaltenden, kräftezehrenden Sinnkrise. Christan Uhle fügt hinzu: „Doch meist kennen auch sie diese Augenblicke, in denen eine Ahnung von Sinnlosigkeit durch den Alltag bricht.“ Das Gefühl von Sinnlosigkeit kann einen Menschen durchzucken wie ein plötzlicher Schmerz im Nacken, ohne Vorwarnung und ohne erkennbaren Grund. Es kann eine kurze Verunsicherung auslösen oder eine existenzielle Depression. Quelle: „Wozu das alles?“ von Christian Uhle

Von Hans Klumbies