Cicero: "Der Mensch soll nach der Wahrheit fragen"

Cicero hat sein ganzes Leben als Redner gewirkt und sich mit der Theorie der Rhetorik befasst. Für Cicero ist der Redner ein Verfechter der Wahrheit, der aufgrund seiner Sachkenntnis und seiner Überzeugungskraft Wort und Sache zusammenführt. In der Zeit, in der er von der Politik ausgeschlossen war, beschäftigte sich Cicero viel mit Philosophie. In seinen philosophischen Werken verfolgte er das Ziel, eine Gesamtdarstellung der damals bekannten Philosophie zu schreiben. Er behandelte zunächst theoretische Fragen der Politik, gegen Ende seines Lebens wendete er sich der Ethik, der Theologie und allgemeinen Problemen des menschlichen Lebens zu.

Cicero war ein Universalgelehrter

Seine philosophischen Schriften wurden nicht nur wegen ihres Inhalts sondern auch wegen des glänzenden literarischen Stils bewundert. In seiner Schrift „Vom Staat“ stellt er im ersten Buch die politische Philosophie an die Spitze der gesamten Wissenschaften. Danach geht er auf das Wesen und den Ursprung des Staates ein, definiert den Begriff Volk und setzt sich mit verschieden Staatsverfassungen auseinander.

Im zweiten Buch handelt er die römische Geschichte ab, im dritten die Gerechtigkeit. Das vierte Buch handelt von den Sitten und Institutionen der römischen Republik, während Band fünf die Eigenschaften und Tugenden eines Fürsten beschreibt. Im letzten Buch geht Cicero besonders auf die Kürze des Lebens und die Nichtigkeit des Ruhmes ein.

Cicero: „Nur im Jenseits findet der Mensch seine wahre Heimat“

Für Cicero liegt das eigentliche Ziel des Menschen im Jenseits. Er kann nach seiner Meinung nur zu dem jenseitigen Leben gelangen, wenn er auf Erden die Aufgabe erfüllt hat, die ihm von Gott zugewiesen war. Nur im Jenseits finde der Mensch seine wahre Heimat. Die Seele des Menschen hielt Cicero für unsterblich. In der diesseitigen Welt ist für ihn das Wohl des Einzelnen niemals trennbar von dem Wohl der Allgemeinheit.

Eine Herzensangelegenheit war ihm die Bildung und Erziehung der Jugend. Grundlage dieser Bildung sollte die Liebe zu den Göttern, zum römischen Vaterland und zu den Eltern sein. Erst wenn diese Forderungen erfüllt seien, könnten alle geistigen Gaben ausgeschöpft werden.Cicero war der Meinung, dass es jedem Menschen angeboren sei, Leib und Leben zu schützen. Das Verlangen nach Verbindung, Nachkommenschaft und Pflege sei allen gemeinsam.

Die Freundschaft ist das höchste Gut

Die rationale Natur des Menschen verbinde die Menschen untereinander zur Gemeinschaft in der Sprache und Gestaltung des Lebens. Über das Lebensnotwenige hinaus wolle der Mensch sein Glück vermehren und nach der Wahrheit und dem Sinn des Lebens fragen. Cicero glaubte, dass die Freundschaft das höchste Gut wäre, das der Mensch von den Göttern erhalten hatte. In der Natur der Freundschaft liege es, die Tüchtigkeit zu fördern.

Zum Wesen des Menschen gehört laut Cicero das Ethische, das Politische, das Intellektuelle und das Ästhetische. Menschenfreundlichkeit allein genügt seinen hohen Ansprüchen an die Humanitas nicht. Das wahre Menschsein vollendet sich seiner Meinung nach in der Eleganz des Geschmacks, der Anmut und im Witz. Jeder Mensch sollte dem Prinzip der Humanität sowohl im privaten als auch im öffentlichen Raum eine Vorrangstellung einräumen.

Kurzbiographie: Cicero

Marcus Tullius Cicero wurde am 3. Januar 106 vor Christus in Arpinum geboren. Er erhielt eine Ausbildung bei den besten Lehrern von Rom, Athen und Rhodos. Seine Berufskarriere begann er als Anwalt und Redner, schlug dann die römische Beamtenlaufbahn ein, die ihn bis zum Rang eines Konsuls im Jahr 63 führte. In dieser Funktion vereitelte er die Umsturzpläne des Catilina.

Als der Bürgerkrieg ausbrach, verlor Cicero seine politischen Ämter und widmete sich darauf hin seinen philosophischen Studien. Nach der Ermordung Cäsars am 15. März 44, betrat er noch einmal die politische Bühne, indem er Reden gegen Mark Anton hielt, die ihn schließlich das Leben kosteten. Er wurde am 7. Dezember 43 ermordet.

Von Hans Klumbies