Romeo und Julia gehören fest zu Verona

Romantische Italienreisen führen über Verona. Dort bekommen verliebte Paare und einsame Singles das Haus und den Balkon gezeigt, auf dem sich Julia und Romeo ewige Liebe schworen und damit eine Tragödie in Gang setzten. Sie entstammen verfeindeten Familien der Capuletti und der Montecchi, die Verona mit ihren erbitterten Fehden in Atem halten. Daher müssen sie ihre Liebe geheim halten, und heimlich ist auch ihre Heirat. Volker Reinhardt weiß: „Tragisch, wie ihre Liebe begann, endet sie auch. Romeo hält Julia, die nur einen Schlaftrunk zu sich genommen hat, für tot und bringt sich darauf selbst um. Als Julia erwacht und den Toten neben sich sieht, ergreift sie dessen Dolch und folgt ihm in den Tod nach.“ Volker Reinhardt ist Professor für Geschichte der Neuzeit an der Universität Fribourg. Er gehört international zu den führenden Italien-Historikern.

Selbst die Statue eines Ritters wirkt romantisch

Angesichts ihrer toten Kinder begraben die verfeindeten Sippen ihren Streit. Kaum weniger romantisch als die Geschichte von Romeo und Julia wirkt die Statue eines Ritters hoch zu Ross bei der Kirche Santa Maria Antica. Wie sein prachtvoll geschmücktes Schlachtross wendet er den Kopf zur Seite. Seine hoch aufragende Helmzier mit dem drohend aufgerissenen Maul eines Bluthundes hat er nach hinten geworfen. Mit seiner Rechten hält er ein Schwert in die Höhe, zum Gruß und zum Zeichen des Sieges.

Volker Reinhardt ergänzt: „Hochgefühl drückt auch sein Gesicht aus. Seine Mundwinkel ziehen sich u einem triumphalen Lächeln nach oben – oder ist es eine spöttische Grimasse? Ritter reiten normalerweise in die Schlacht, auf Abenteuer ins Ungewisse, suchen und finden den Gral oder erobern das Heilige Land.“ Doch lächeln sieht man sie nirgendwo, außer in Verona. Dort triumphiert der Smiley-Ritter, so scheint es, über niemand Geringeren als den Tod selbst.

Der Ritter lächelt der Ewigkeit entgegen

Denn sein Reiterstandbild steht direkt über seinem Mausoleum, in dem sein mumifizierter Körper ruht, und über einer weiteren Statue, die ihn in Zivil auf dem Totenbett zeigt. So wirkt es, als ob er zu Pferde wieder auferstanden wäre, um der Sterblichkeit lächelnd seine ganze Verachtung zu zeigen. Romantisch wirkt die Szene auch durch den Namen des Ritters. Er, der der Ewigkeit entgegen lächelt, wurde „Cangrande“, großer Hund, genannt. Sein Familienname lautet „Della Scala“, vollständig heißt er also: Der große Hund von der Leiter.

Die Annahme, dass er deshalb den Helmaufsatz mit der furchterregenden Hundeschnauze trägt, ist trotzdem falsch. „Mastino“ war der Rufname eines Vorfahren, der ein Menschenalter zuvor die Macht der Della Scala begründet hatte. Sein Mausoleum steht nur einen Steinwurf entfernt. Volker Reinhardt erklärt: „Verona sieht und versteht sich bis heute als die Stadt der Della Scala oder Scaliger.“ Cangrande starb als erfolgreichster Territorialherr Norditaliens am 22. Juli 1329 mit achtunddreißig Jahren. Selbst für die relativ geringe Lebenserwartung der Zeit relativ früh. Quelle: „Die Macht der Schönheit“ von Volker Reinhardt

Von Hans Klumbies