Schweden gab den Anstoß zur Entstehung der Zentralbanken

Marco Polo lebte von Mitte des 13. bis ins frühe 14. Jahrhundert. Aus seinen Berichten konnten die Europäer erfahren, wie man in China Papier herstellt, bedruckt und als Geld verwendet. Doch es dauerte bis 1450, als der Mainzer Goldschmied Johannes Gutenberg den Buchdruck erfand und dieser sich in Europa verbreitete. Thomas Mayer ergänzt: „Und es vergingen weitere 200 Jahre, bis ein schwedischer Bankier, Hans Witmacker, 1656 auf die Idee kam, Geld aus Papier herzustellen. Dies gab den Anstoß zur Entstehung der Zentralbanken.“ Im Jahr 1656 erhielt er von König Karl X. Gustav die Lizenz zur Gründung einer Bank, die den Namen „Stockholms Banco“ erhielt. Thomas Mayer ist promovierter Ökonom und ausgewiesener Finanzexperte. Seit 2014 ist er Leiter der Denkfabrik Flossbach von Storch Research Institute.

Die Krone behielt die Kontrolle über die „Stockholms Banco“

Zu dieser Zeit dienten schwere und unhandliche Kupferplatten in Schweden als Geld. Die Wechselbank sollte den Umgang damit erleichtern. Man konnte dort das Plattengeld gegen eine Quittung einzahlen und diese statt der Kupferplatten für Transaktionen verwenden. Dies war eine große Erleichterung für den Handel. Obwohl die Lizenz die Bank als private Institution etablierte, behielt die Krone die Kontrolle darüber. Dem Gründer der Bank zahlte man ein Gehalt aus, und den Gewinn teilte man zwischen dem König, der Stadt Stockholm und ihm auf.

Der Gründer sollte die Geschäfte leiten, aber er erhielt dabei Unterstützung von drei Bankkommissaren, einem aus dem Adel, einem aus der Bürgerschaft und einem aus der Stockholmer Stadtverwaltung. Die Kommissare übten aber weniger Einfluss aus als beabsichtigt, und die Bank lag praktisch in den Händen des Gründers, der seinen Namen von Hans Witmacker in Johan Palmstruch geändert hatte. Dieser holte sich zur Beförderung seiner Geschäfte ein paar einflussreiche stille Teilhaber aus dem Adel.

Das Kreditgeschäft hatte großen Erfolg

Die laufenden Geschäfte wickelten Buchalter und Kassierer ab. Thomas Mayer weiß: „Kunden konnten das Kupfergeld der „Wechselbank“ zur Aufbewahrung geben, behielten es aber in ihrem unmittelbaren Eigentum.“ Nach nur einem Jahr erweiterte die Bank ihre Tätigkeiten auf Leihgeschäfte. Dazu ergriff einer der stillen Teilhaber, Gustav Bonde, nachdem er sinnigerweise vom König zum Bankaufseher ernannt worden war, die Initiative. Das Kreditgeschäft hatte großen Erfolg.

Händler deponierten in der Bank die Kupfermünzen, welche die Kreditbank dann an ihre Kundschaft verlieh. Vor allem der Adel und die Beamtenschaft waren gute Kunden. Kanzler Magnus Gabriel De la Gardie war der größte Kreditnehmer von allen. Thomas Mayer fügt hinzu: „Dabei waren die Sicherheiten nicht auf Gold und Silber beschränkt. Der Adel stellte lieber Land, und die Kreditbank akzeptierte auch persönliche Bürgschaften.“ In einer Krise kam Johan Palmstruch die Idee, den Einlegern bei Abhebungen ihrer Einlagen statt Kupfer Papiernoten auszugeben. Die Kunden fanden das Papiergeld gut. Quelle: „Das Inflationsgespenst“ von Thomas Mayer

Von Hans Klumbies