Die Hoffnung ist eine Kraftspenderin in der Not

Das Titelthema des neuen Philosophie Magazins 05/2021 handelt von der Hoffnung. Chefredakteurin Svenja Flaßpöhler schreibt im Editorial: „Keine Revolution, keine Fridays for Future, keine Zukunft gäbe es ohne den festen Glauben an das Gelingen. Die Hoffnung muss sich von der Angst lösen, um Kraft zu entwickeln.“ Positive Erwartungen sind allerdings auch risikobehaftet. Was, wenn das Erhoffte nicht eintritt? Gar alles noch schlimmer kommt? Andererseits gilt: Wenn die Furcht jede Hoffnung im Keim erstickt, gäbe es kein lebenswertes Morgen mehr. Es besteht für viele Menschen kein Zweifel daran, dass die Hoffnung eine Energiequelle ist, eine Kraftspenderin in der Not. Die antiken Stoiker sahen weder in der Hoffnung noch in der Furcht den Weg zu einem gelingenden Leben. Vielmehr rieten sie ab von jeder affektiven Zukunftserwartung und forderten eine vernunftgeleitete Konzentration auf das Hier und Jetzt.

Alles Hoffen geht auf Glückseligkeit

Als Kantianer fragt sich der emeritierte Professor für Philosophie Otfried Höffe zunächst einmal, was Hoffnung ihrer Natur nach ist. Es ist eine Neigung, darüber hinaus der Gegenbegriff zur Furcht. Hoffnung stellt Erfreuliches in Aussicht. Oder im Immanuel Kants Worten: „Alles Hoffen geht auf Glückseligkeit.“ Glückseligkeit wiederum ist der Inbegriff der Erfüllung aller Wünsche eines Menschen. Bei dem Philosophen aus Königsberg ist die Hoffnung essenziell mit einem Tun verbunden. Ein Mensch darf hoffen, wenn er tut, was er soll.

Die Philosophin Lea Wintterlin beschäftigt sich in ihrem Essay mit der Philosophie des Baumes. Bäume bringen die Menschen auf die Straße. Demonstrationen gegen die Zerstörung von Parks und Wäldern wachsen sich nicht selten zu handfesten politischen Protestbewegungen aus. Die Gezi-Park-Proteste, Stuttgart 21, die Proteste im Hambacher Forst – sie alle begannen mit dem Schmerz und dem Zorn, den ein gefällter Baum bei vielen Menschen auslöst.

Michel Foucault entwirft das Konzept der Selbstsorge

In der Rubrik „Klassiker“ stellt diesmal das Philosophie Magazin Michel Foucault und sein Konzept der Sebstsorge vor. Mit Rückgriff auf die asketischen Praktiken der Antike entdeckte er bei seinen Forschungen eine „Ästhetik der Existenz“: Fernab der Unterordnung unter verallgemeinerbare Moral- oder Authentizitätsvorstellungen geht es Michel Foucault darum, der eigenen Persönlichkeit eine kunstvolle Form zu geben. Zudem gehört er zu jenen Denkern, die der französischen Philosophie nach dem Zweiten Weltkrieg erneut Weltruhm verschafft haben.

Das Buch des Monats stammt von Christine M. Korsgaard und trägt den Titel: „Tiere wie wir. Warum wir moralische Pflichten gegenüber Tieren haben“. Für die Autorin haben Tiere und Menschen nicht den gleichen, sondern vielmehr einen „unvergleichlichen“ Wert. Wenn man einem Tier diese Art von Wert zuspricht, folgt daraus, dass man seine Rechte achten und sein Wohl fördern muss. Man darf es also nicht als „Mittel zu einem anderen Zweck“ gebrauchen. Nimmt man diese Folgerung beim Wort, ist es mit jeglicher Form der Nutztierhaltung fortan vorbei.

Von Hans Klumbies