Peter Spork betrachtet die Sommerzeit als einen Fehler

Mit der Einführung der Sommerzeit in der Nacht vom 5. auf den 6. April 1980 erhoffte sich die Politik, das Tageslicht besser auszunutzen und Energie zu sparen. Durch die Umstellung wurden die Arbeits- und Schulzeiten um eine Stunde nach vorne verlegt, was zur Folge hatte, dass die meisten Menschen am folgenden Tag hundemüde waren. Ihre innere Zeitmessung ließ sich nämlich nicht so leicht austricksen wie die Zeitanzeige ihres Weckers. Peter Spork kritisiert: „Seit mehr als dreißig Jahren leidet also die Mehrheit der Bevölkerung alljährlich sieben Monate lang, bis am letzten Sonntag im Oktober die Uhr auf die Normalzeit zurückgestellt wird.“ Ende Oktober darf ein Volk von Schlaflosen endlich mal eine ganze Stunde länger schlafen, völlig unbeschwert und ohne jeden Druck der Rechtfertigung. Peter Spork arbeitet als Wissenschaftsjournalist und ist Autor mehrerer populärwissenschaftlicher Bücher.

Die Sommerzeit soll Energie sparen

Noch im 19. Jahrhundert hatte in Deutschland jede größere Stadt ihre eigene Zeit. Erst 1893 stellte das Deutsche Reich auf die einheitliche Mitteleuropäische Zeit um. Vor allem den Eisenbahnern war es zu kompliziert geworden, in sechzig verschiedenen Zeitzonen zu arbeiten. Die neue Idee der Sommerzeit setzte sich im Ersten Weltkrieg durch. Voran gingen die Deutschen, die am 1. Mai 1916 ihre Uhren eine Stunde vorstellten. Das sollte Energie sparen und der vom Krieg gebeutelten Industrie helfen, das Tageslicht besser zu nutzen.

Die Sommerzeit überdauerte nur drei Jahre. Doch von 1940 bis 1949 wurde die Sommerzeit in Deutschland erneut eingeführt. Im Jahr 1947 gab es sogar eine Hochsommerzeit, in der die Uhren sogar zwei Stunden vorgestellt wurden. Doch heute werden die Stimmen der Kritiker der Sommerzeit immer lauter. Viele Umfragen der letzten Jahre brachten eine klare Mehrheit für die Gegner der Sommerzeit. Die Argumente der Gegner der Sommerzeit, zu denen sich auch Peter Spork zählt, sind jedenfalls überzeugend.

Die schädlichen Auswirkungen der Zeitumstellung sind prägnant

Peter Spork erklärt: „Künstliches Licht zum Beispiel verbraucht im Vergleich zur industriellen Produktion so wenig Energie, dass die Zeitumstellung keinen ökologischen oder wirtschaftlichen Nutzen hat. Im Gegenteil: Mehr als abends eventuell an Licht gespart wird, verpufft morgens durch zusätzliches Heizen.“ Eine Gesamtbilanz zu erstellen ist zwar schwierig, aber es häufen sich die Berechnungen, die eher zu Ungunsten der Sommerzeit ausfallen. So oder so sind aber die schädlichen Auswirkungen der Zeitumstellung prägnant.

Daten aus England zeigen zum Beispiel, dass es in den ersten beiden Tagen nach Beginn der Sommerzeit mehr Verkehrsunfälle gibt. Amerikanische Forscher registrierten am Tag danach sogar einen Anstieg der Rate der Herzinfarkte um ein Viertel. Schuld daran sei wahrscheinlich der Schlafmangel. Manche Menschen benötigen bis zu einer Woche, um den Minijetlag wegzustecken. Zwölf Prozent mehr Menschen als sonst suchen nach dem Beginn der Sommerzeit eine Arztpraxis auf. Es werden mehr Schlafmittel und Antidepressiva verschrieben. Quelle: „Wake up!“ von Peter Spork

Von Hans Klumbies