Universalgelehrte wollen das Wissen vereinheitlichen

Was veranlasste Gelehrte früherer Zeiten, derart viele unterschiedliche Themen zu studieren? Im Falle Conrad Gessners mag es schlicht und einfach eine füchsische Neugier gewesen zu sein. Davon abgesehen dürften seine leidenschaftliche Ordnungsliebe und sein Bedürfnis, die „Unordnung der Bücher“ zu beseitigen, fraglos eine gewissen Rolle gespielt haben. Peter Burke fügt hinzu: „Bei anderen Universalgelehrten, den „Igeln“ war das Hauptziel die Vereinheitlichung des Wissens.“ Pico della Mirandola zum Beispiel bietet das eindeutige Beispiel eines Universalgelehrten, der vom Wunsch getrieben ist, widerstreitende Ideen – etwa die von Platon und Aristoteles – in Einklang zu bringen. Sechzehn Jahre lehrte Peter Burke an der School of European Studies der University of Sussex. Im Jahr 1978 wechselte er als Professor für Kulturgeschichte nach Cambridge ans Emmanuel College.

Nikolaus von Kues wollte Spaltungen innerhalb der Kirche überwinden

Zudem wollte Pico della Mirandola gegensätzliche Kulturen wie die christliche, jüdische und muslimische miteinander versöhnen. Kein Wunder also, dass er zu seiner Zeit als „Princeps Concordiae‘‘ – Fürst der Eintracht – bekannt war. Das war ein umso passender Titel, da sich die italienische Stadt Concordia im Besitz seiner Familie befand. Auch Nikolaus von Kues hegte den starken Wunsch, Konflikte zu lösen. Er war nicht nur als Philosoph, Theologe, Kirchenrechtler, Mathematiker und Astronom tätig, sondern auch als Diplomat und Kardinal.

Seine Abhandlung „De Concordantia Catholica“ war darauf ausgerichtet, Spaltungen innerhalb der Kirche zu überwinden. Pico kannte die Ideen von Nikolaus und hoffte, seine Bibliothek in Deutschland besuchen zu können. Peter Burke ergänzt: „Ein weiterer Universalgelehrter, der Franzose Guillaume Postel, war ebenfalls von dem Wunsch nach Eintracht beseelt.“ Sei Buch zu dem Thema, „De Orbis Terrae Concordia“, betonte die gemeinsamen Elemente in den Religionen der Welt.

Jean Bodin betrachtete die Natur als harmonisches System

Jean Bodin ging es ebenfalls um Harmonie, was angesichts der zu seiner Zeit in Frankreich ausgetragenen Religionskriege kaum überraschen darf. Er betrachtete die Natur als ein harmonisches System. Und sein Buch über Politik, das unter anderem die Frage harmonischer Gerechtigkeit erörterte, wurde wiederum von dem Astronomen Johannes Kepler in dessen Werk „Harmonices mundi libri V“ – Fünf Bücher zur Harmonik der Welt – zitiert. Zu Jean Bodin wurden verschiedene Ansichten geäußert.

Die Gesamtheit seiner Schriften zum Recht sei vom „Ziel einer universellen Synthese inspiriert“. Er sei ein „geradezu besessener Systematiker“ gewesen. Das zentrale Thema seiner „Heptaplomeres“ sei Harmonie. Und sein „Universae naturae theatrum“ veranschaulichte den Versuch, „Ordnung und Kohärenz in die ständig zunehmenden Mengen an Wissen“ zu bringen. Ein Versuch, der ab dem 17. Jahrhundert immer schwieriger wurde. Enzyklopädien kompilierten zu dieser Zeit noch einzelne Gelehrte, die sich dabei oft von einem Anspruch auf Totalität leiten ließen. Quelle: „Giganten der Gelehrsamkeit“ von Peter Burke

Von Hans Klumbies