Peter Beards Leben ist ein Gesamtkunstwerk

In seinem fantastischen Bildband weckt Peter Beard die Geister auf, die das 20. Jahrhundert heimgesucht haben. Zugleich besitzt der Künstler die Fähigkeit, Schweres ganz leicht erscheinen zu lassen. Owen Edwards schreibt in seinem Vorwort über die Bilder von Peter Beard folgendes: „Beards Fotos von afrikanischen Wildtieren erinnern in ihrer Reduziertheit und kristallenen Klarheit an Kriegsberichterstattung: Gefahr, Tod und alles was dazwischen lauert.“ Peter Beard gestaltete sein Leben auf dem afrikanischen Kontinent zum genialen Gesamtkunstwerk. Er stieß vor einem halben Jahrhundert in Kenia auf einen rätselhaften Garten Eden, der ihn unwiderstehlich in seinen Bann zog. Zu seinen eindrucksvollsten Bildern zählen Luftaufnahmen toter Elefanten, deren Stoßzähne noch unbeschädigt waren. Entstanden sind dabei viele Collagen aus Fotografie, Umweltaktivismus und Tagebüchern. Diese XL-Ausgabe Taschen-Verlags präsentiert die gesamte Welt des Künstlers.

Fotos zu machen erschien Peter Beard als unvermeidlich

Peter Beard sagte einmal zu Owen Edwards: „Ich denke, eine Kamera ist eine wunderbare Maschine, meinst du nicht? Keine Fotos zu machen ist verrückt.“ Mit der Kamera dokumentierte der Künstler sein Leben in Afrika. Er tat es, weil es ihm unvermeidlich erschien. Dabei agierte er als Jäger und Sammler, dem nichts entgeht. Im Endeffekt waren seine Fotografien aber nur der Ausgangspunkt für die Collagen und Tagebücher, die höchstwahrscheinlich sein Vermächtnis als Künstler ausmachen werden.

Der Bildband zeigt auch deshalb sehr viele Tagebuchseiten und Collagen. Und das in einer exzellenten Detailliertheit. Owen Edwards meint, dass es in der zivilisierten Welt nichts Vergleichbares gibt. Er vereint auf unvergleichliche Weise in seinen Collagen Massai und Models, Popikonen und Politiker, sonnengebleichte Knochen und BH-Werbung, Löwen und Geisteskranke, Dosensuppen und abgetrennte Köpfe, Nashörner und Blutflecken, Stripperinnen und Hungernde.

Dalí liebte Peter Beards Tagebücher

In einem Gespräch mit Steven M. L. Aronson behauptet Peter Beard, Fotografieren sei wie Steinesammeln, was er ja auch gerne tue. Einige seiner Fotos hatten dennoch großen Einfluss darauf, wie das Paradies Afrika bis heute gesehen wird. Für Peter Beard war dabei jedoch eine Menge blinder Zufall und pures Glück dabei: „Und ich hoffe stets auf richtig gute Zufälle. Manchmal kann einem gar nichts Besseres passieren, als eine falsche Belichtung.“ Eigentlich wollte Peter Beard in Yale Medizin studieren, doch bald wurde ihm schmerzlich bewusst, dass die Menschen selbst die Krankheit waren.

So entschied er sich spontan für die Kunst. Seinen Freund Dalí bezeichnete Peter Beard als einfallsreichsten Mann aller Zeiten. Für ihn war er natürlich nicht verrückt, sondern nur inspiriert. Dalí liebte es in Peter Beards Tagebüchern zu blättern. Eine seiner großartigsten Ausstellungen fand in Paris statt: „Sie umfasste alle Tagebücher, riesig vergrößert. Und all die toten Elefanten. Und alle Fotos, die ich in den frühen Neunzigern für Paris Match gemacht hatte, von der Verbrennung Tausender Elefantenstoßzähne und Nashörner auf fünf Meter hohen Scheiterhaufen im Nairobi-Nationalpark.“

Peter Beard
Verlag: Taschen
Gebundene Ausgabe: 768 Seiten, Auflage: 2020
ISBN: 978-3-8365-7742-7, 100,00 Euro

Von Hans Klumbies

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