Regionale Lebensmittel verbrauchen weniger Wasser

Europa wendet 20 Prozent des Frischwassers für die Landwirtschaft auf. Nordamerika ist mit knapp über 40 Prozent immer noch unter dem weltweiten Durchschnitt, während Südamerika rund 70 Prozent der Frischwasserentnahmen für die Landwirtschaft verbraucht. Asien und Afrika mit 80 Prozent und Südasien mit sogar 90 Prozent liegen weit über dem weltweiten Durchschnitt. Malte Rubach stellt fest: „Auch hier erkennt man schnell. Die geografischen und klimatischen Bedingungen sind ausschlaggebend, wie viel grünes und blaues Wasser aus dem Wasserkreislauf entnommen werden muss, um ein Kilogramm Rindfleisch oder Getreide zu erzeugen.“ Wer in Deutschland regionale Lebensmittel kauft, hat damit mit Sicherheit einen geringeren Wasserfußabdruck als 15.000 Liter für ein Kilogramm Rindfleisch. Nämlich nur gut die Hälfte. Der Referent und Buchautor Dr. Malte Rubach hat Ernährungswissenschaften in Deutschland, der Türkei und den USA studiert.

Die Landwirtschaft in Deutschland ist kein Wasserverschwender

Wie sieht es aber in Deutschland konkret aus? Die Deutschen zapfen laut Bundesumweltamt derzeit gerade einmal 12 Prozent der Wasservorräte ab, was 24 Kubikkilometern entspricht. Und die Landwirtschaft verbraucht davon wie viel? 0,3 Kubikkilometer oder ein bisschen mehr als ein Prozent der deutschen Frischwasserentnahme. Die Landwirtschaft in Deutschland als Wasserverschwender hinzustellen ist also allenfalls ein billiger PR-Trick. Dies hat mit der Wahrheit, trotz der hohen hiesigen Fleisch- und Milcherzeugung, wenig zu tun.

Dabei ist es aber auch Fakt, dass die künstliche Bewässerung zu 85 Prozent aus Grund- und Quellwasser erfolgt. Der Großteil des Wassers für die Erzeugung landwirtschaftlicher Lebensmittel, ob tierisch oder pflanzlich, stammt dennoch schlicht und natürlich vom Regen, der vom Himmel fällt. Malte Rubach warnt: „Die klimatischen Veränderungen, mit potenziell weniger Niederschlag und längeren Trockenphasen, können auch in Deutschland die Lage dramatisch ändern.“

Der Gewässerzustand hat sich deutlich verbessert

Die Wahrheit ist aber auch wieder, dass die Deutschen ja nicht nur Lebensmittel essen, die in Deutschland erzeugt wurden. Gleiches trifft auch auf alle anderen Konsumgüter zu. Die Globalisierung lässt grüßen. Rechnet man den gesamten Wasserverbrauch zusammen, der durch den Konsum entsteht, dann sind für jeden Deutschen 3.900 Liter pro Tag anzusetzen. Der weltweite Durchschnitt beträgt rund 3.800 Liter pro Tag. Laut dem World Wide Fund For Nature (WWF) darf man davon ausgehen, dass etwa 74 Prozentdavon landwirtschaftlichen Produkten zuzuschreiben sind.

Malte Rubach erklärt: „Graues Wasser ist die Wassermenge, die während des Herstellungsprozesses eines Produktes direkt verschmutz wird und daher nicht mehr nutzbar ist.“ Nährstoffe, Pflanzenschutzmittel und Antibiotika aus der Landwirtschaft können Gewässer belasten, das ist inzwischen hinlänglich bekannt. Dazu kommen noch Kommunen, Haushalte, Industrie, Schifffahrt, Wasserkraft sowie Bergbau, die allesamt ebenso Abwässer einleiten. Laut Bundesumweltamt hat sich der Gewässerzustand in den letzten Jahrzehnten dennoch deutliche verbessert. Quelle: „Die Ökobilanz auf dem Teller“ von Malte Rubach

Von Hans Klumbies