Die Aufklärung hat seit jeher Feinde

Der mit der Aufklärung verbundene Fortschritt hatte seit jeher Feinde. Dazu gehören heue auch religiöse Konservative. Ihnen missfallen Ideen wie die Evolution und einigen sind die Toleranz und der Liberalismus ein Dorn im Auge. Hinzu kommen Menschen, deren wirtschaftliche Interessen im Widerspruch zu naturwissenschaftlichen Erkenntnissen stehen. Joseph Stiglitz nennt als Beispiel die Eigentümer von Bergbauunternehmen und ihre Arbeiter. Da sie in erheblichem Umfang zur globalen Erwärmung und zum Klimawandel beitragen, müssen sie damit rechnen, dass man ihren Betrieb schließt. Um die politische Macht zu erlangen, bedurfte es der Unterstützung der Wirtschaft insgesamt, die als Gegenleistung Deregulierung und Steuersenkungen verlangte. Joseph Stiglitz war Professor für Volkswirtschaft in Yale, Princeton, Oxford und Stanford. Er wurde 2001 mit dem Nobelpreis für Wirtschaft ausgezeichnet.

Donald Trump verbreitete ständig die größten Lügen

In den USA hielt Donald Trump diese Allianz zusammen – ein Präsident, mit dem niemand gerechnet hatte. Es war für Joseph Stiglitz peinlich, mit anzusehen, wie Wirtschaftsvertreter stillschweigend einen engstirnigen, misogynen, fremdenfeindlichen und protektionistischen Präsidenten unterstützten. Donald Trump verkörperte doch das Gegenteil jener Werte, für die viele von ihnen nach eigenen Bekunden stehen. Geld zu scheffeln war ihnen offensichtlich wichtiger als alles andere.

Seit Beginn seines Wahlkampfs und insbesondere seiner Wahl zum Präsidenten ist Donald Trump weit über die traditionelle konservative wirtschaftspolitische Agenda hinausgegangen. Er hat die traditionellen Institutionen der Gesellschaft, durch die Amerikaner Wissen zu erwerben und die Wahrheit zu ermitteln versuchen, heftig angegriffen. Auch die Universitäten, die Wissenschaft insgesamt und das Justizsystem hat er attackiert. Am schlimmsten aber wütete er gegen die renommierten Nachrichtenmedien, die er als Vermittler von Fake News abstempelte. Für diese Medien spielt jedoch die Faktenüberprüfung eine zentrale Rolle, während Donald Trump regelmäßig die größten Lügen auftischte.

Die Wirtschaft ging ein Bündnis mit Donald Trump ein

Diese Attacken waren in den USA nicht nur ohne Beispiel, sie sind auch zersetzend, denn sie untergraben die Demokratie und die Wirtschaft. Dabei muss man auch erkennen, dass das, was auf dem Spiel steht, über Donald Trump hinausgeht. Hätte er keinen Nerv getroffen, wären seine Angriffe auf Institutionen, die der Wahrheit verpflichtet sind, nicht so wirkungsvoll gewesen. Joseph Stiglitz stellt fest: „Ähnliche Attacken sehen wir auch in anderen Ländern. Hätte Trump diesen Krieg nicht angezettelt, dann hätte es ein anderer getan.“

Gerade deshalb stellte sich die Unterstützung der Wirtschaft für Präsident Donald Trump so zynisch und entmutigend dar. Insbesondere für diejenigen, die sich auch nur vage an den Aufstieg des Faschismus in den 1930er-Jahren erinnern. Der Historiker Robert O. Paxton hat Parallelen gezogen zwischen den Vergünstigungen, die Donald Trump den Reichen zukommen ließ, und den Strategien hinter dem Aufstieg der Nazis in Deutschland. Die Erfolge, die Donald Trump verbuchen konnte, verdanken sich einem Bündnis mit der Wirtschaft, genauso wie damals. Quelle: „Der Preis des Profits“ von Joseph Stiglitz

Von Hans Klumbies