Immobilienmärkte stehen oft im Zentrum einer Finanzkrise

Ein Markt, der bei Finanzkrisen häufig im Zentrum steht, ist der Immobilienmarkt. Ob in Spanien, Irland oder in den USA – die Immobilienblase war in diesen Ländern der Kern der Finanzkrise und hat sie ökonomisch an den Abgrund geführt. Aber auch in anderen Ländern gab es Schwierigkeiten bei der Immobilienfinanzierung. In Ungarn zum Beispiel haben Immobilienkäufer ihre Häuser über Fremdwährungen finanziert, insbesondere in Schweizer Franken. Als diese Währung in der Krise massiv aufwertete, waren ihre Kredite plötzlich extrem schwer zu bedienen. Umso mehr muss man laut Gerhard Schick aufmerken, wenn jetzt viel Kapital nach Deutschland strömt: „Viele Investoren versuchen, ihr Geld angesichts der Unsicherheit an den Finanzmärkten in „Betongold“ sicher anzulegen.“ Der grüne Politiker Gerhard Schick zählt zu den versiertesten Ökonomen im Deutschen Bundestag.

Der deutsche Immobilienmarkt ist ein Anlageobjekt

Das treibt die Preise in die Höhe, aber nicht deshalb, weil die Immobilien plötzlich viel mehr wert wären. Nein, es hat mit dem Zufluss von Kapital zu tun. Gerhard Schick nennt ein Beispiel: „Wenn etwa in München im Jahr 2012 die Preise für Neubauwohnungen um ganze 25 Prozent gestiegen sind, fällt es mir schwer, dies nicht als Blase zu bezeichnen.“ Die Bundesbank spricht in Ballungsgebieten gar davon, dass insbesondere Wohnungen mittlerweile um bis zu 20 Prozent überbewertet sind und damit Preise verlangt werden, die sich fundamental nur noch schwer rechtfertigen lassen.

Das hat negative Rückwirkungen auf die Menschen, die jetzt langfristig Wohnraum für ihre Familie erwerben wollen oder zur Miete wohnen. Gerhard Schick erklärt: „Eine Familie mit normalem Einkommen kann mit den Preisen, die Finanzinvestoren zahlen, nicht mithalten. Und für die Mieter steigen die Preise. Menschen mit geringeren Einkommen müssen in ärmere Stadtviertel umziehen.“ So beklagen jetzt viele Mieter die „Gentrifizierung“ ihrer Stadtteile. Auch dieses Phänomen hat wesentlich mit dem Zustrom von Kapital zu tun und mit der Tatsache, dass der deutsche Immobilienmarkt Anlageobjekt ist.

Ackerland gilt als begehrtes Investment

Gerhard Schick stellt fest: „An vielen Stellen sind deshalb nicht mehr Angebot und Nachfrage nach Wohnraum entscheidend für die Preisbildung, sondern Veränderungen an den Finanzmärkten.“ Dieses Phänomen betrifft nicht nur Häuser und Wohnungen, sondern auch verstärkt Agrarland. Der Motor für diese Entwicklung ist die Finanzkrise. Weil der Kapitalmarkt kaum mehr sichere Anlagen bietet, gilt Ackerland als begehrtes Investment. Darum findet der weltweite Einstieg des großen Kapitals nicht nur in Afrika, sondern auch in Europa statt und dabei ganz besonders in der ostdeutschen Provinz.

Gleichzeitig bieten Fondsgesellschaften Kapitalanlegern die Möglichkeit, auf den Wertzuwachs von Agrarland zu spekulieren, ohne selbst Betriebe führen zu müssen. Dementsprechend groß ist die Nachfrage nach Agrarland, wodurch die Preise steigen. Gerhard Schick erklärt: „Die bäuerliche Landwirtschaft kann da nicht mithalten, wenn es darum geht, Flächen dazuzukaufen oder –pachten. Auch hier sind es im Wesentlichen nicht Veränderungen in der Landwirtschaft, die die Preisänderungen erklären, sondern Entwicklungen an den Finanzmärkten.“ Quelle: „Machtwirtschaft nein danke!“ von Gerhard Schick

Von Hans Klumbies