Die Staatengemeinschaft will den Regenwald schützen

Der deutsche Außenminister Guido Westerwelle setzt sich vor dem Klimagipfel der Vereinten Nationen, die im November in Cancún stattfindet, für einen neuen Klimaschutzvertrag ein. Auf einem Vorbereitungstreffen sagte er: „Die Erderwärmung kann mehr Schaden anrichten als Panzer und Kanonen. Ein internationales und rechtlich bindendes Klimaabkommen ist die einzige Lösung.“ Die Chancen allerdings, dass in Cancún ein umfassendes Abkommen beschlossen wird, sind verschwindend gering. Ein deutscher Diplomat bringt das Dilemma auf den Punkt: „Das Klimagesetz in den USA ist tot, und solange sich Amerika nicht bewegt, werden auch die Chinesen keinen Finger rühren.“

Die Rodung der Regenwälder verursacht 20 Prozent der Treibhausgase

Dennoch gibt es Fortschritte beim weltweiten Umweltschutz. So ist beispielsweise ein Abkommen zum Schutz der Regenwälder in greifbare Nähe gerückt. Der Dschungel ist der Kohlenstoffspeicher der Erde. Er enthält doppelt soviel davon wie die gesamte Atmosphäre. Würde der Regenwald abgeholzt, ließe sich eine Klimakatastrophe mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr verhindern. Außerdem würden 80 Prozent aller Tier- und Pflanzenarten, die es auf der Welt gibt, aussterben.

Obwohl Staaten wie Brasilien beim Schutz des Regenwaldes beachtliche Fortschritte machen, werden immer noch zu viel Urwaldriesen gefällt. Jedes Jahr verschwinden Regenwaldgebiete von der Weltkarte, die so groß sind, wie die Fläche Griechenlands. Wissenschaftler gehen davon aus, dass bis zu 20 Prozent der Treibhaus-Emissionen durch die Rodung der Regenwälder verursacht werden. Das ist mehr als alle Flugzeuge, Autos und Schiffe gemeinsam ausstoßen.

Reducing Emissions from Deforestation and Degradation

Wenn die Staatengemeinschaft die Regenwälder schützt, wäre das eine besonders wirkungsvolle Form der Klimapolitik. Das Abkommen, das nun in Cancún zum Schutz der Tropenhölzer geschlossen werden soll, lautet „Reducing Emissions from Deforestation and Degradation“ (REDD). Mit diesem Instrument soll so etwas wie ein globaler Finanzausgleich geschaffen werden. Geschütze Urwälder sollen künftig Klimazertifikate erhalten, die der Menge an Kohlenstoffdioxid entsprechen, die sie speichern.

Es soll ein Weltmarkt für die Zertifikate entstehen, auf der einen Seite die Schwellenländer als Anbieter, auf der anderen Seite Unternehmen als Käufer, die ihre Klimabilanz verbessern müssen. Unter der Vorreiterrolle Norwegens haben die Industriestaaten zugesagt, das Projekt REDD mit insgesamt 4,5 Milliarden Dollar zu finanzieren. Allein Deutschland will sich mit 350 Millionen Euro am Schutz der Regenwälder beteiligen. Das Ziel ist es, die Abholzungsrate der Tropenhölzer innerhalb von zehn Jahren zu halbieren.

Das große Problem bei dem Plan dürfte allerdings die mangelnde Kontrolle darüber sein, ob die Schutzzusagen auch eingehalten werden. Denn die Regenwälder sind oft ein Raum, über den der Staat kaum die Kontrolle auszuüben vermag. Immer noch werden riesige Waldflächen illegal gerodet. Selbst ein REDD-Abkommen wird diesen Prozess nur verlangsamen können. Es bleibt zu hoffen, dass sich weltweit die Einsicht durchsetz, wie ökonomisch wertvoll, unberührte Regenwälder sein können.

Von Hans Klumbies