Clemens Sedmak ist fest davon überzeugt, es müsste jedem einleuchten, dass Eltern ihren Kindern, die sie in die Welt gesetzt haben, etwas schulden. Die Kinder wurden nicht gefragt, die Kinder sind verwundbar und angewiesen auf Schutz, die Eltern haben die Pflicht der Fürsorge für ihren Nachwuchs. Ähnliche Gedanken kann man seiner Meinung nach auf die Gesellschaft als solche übertragen. Clemens Sedmak erklärt: „Jede Generation hat zweifache Pflichten: gegenüber der Vorgängergeneration, die aufgebaut hat, und gegenüber der Nachfolgegeneration, die weiterbauen wird. Die Gesellschaft ist ein Ganzes und bildet eine Schicksalsgemeinschaft, bei der die Schicksale der einzelnen Generationen miteinander verwoben sind.“ Clemens Sedmak leitet das Zentrum für Ethik und Armutsforschung an der Universität Salzburg. Zudem unterrichtet der Universitätsprofessor am King`s College in London.
Die Gesellschaft muss der Jugend einen guten Start ins Leben ermöglichen
Die Gesellschaft schuldet laut Clemens Sedmak der Jugend ein gutes Lebensfundament und einen guten Start ins Leben. Unter gutem Lebensfundament versteht Clemens Sedmak Selbstwissen, Selbstachtung und Selbstvertrauen. Er erläutert: „Junge Menschen müssen wissen, wer sie sind, was sie wollen, was sie können, wenn sie im Leben einen guten Weg gehen möchten.“ Der gute Start ins Leben hat für Clemens Sedmak mit offenen Türen und echten Gelegenheiten zu tun. Die Gesellschaft schuldet den Jugendlichen also die Möglichkeit, das eigene Leben in die Hand zu nehmen und eine Existenz aufzubauen.
Die Rolle der Väter ist dabei die der Sorgenden, die ihre Kinder mit Verantwortung und Freude in ihrem Lebensweg begleiten. Väter sind für Clemens Sedmak Ermöglicher, die Räume erschließen können. Er fügt hinzu: „Väter sind Vorbilder, die einen Weg zeigen, wie Leben möglich ist. Väter sind Gesprächspartner, die ein Gespräch anbieten. So wäre zumindest die Idee. Das ist nicht weit weg von dem, was ich über Mütter geschrieben hätte.“
Jede Bindung verleiht den Jugendlichen im Leben Sicherheit
Um ein erfülltes Leben zu finden, braucht die Jugend gemäß Clemens Sedmak eine Lebensrichtung, eine Lebenstiefe und Lebenskraft. Lebensplatz heißt dabei mehr als nur Leben sowie ein Arbeitsplatz mehr als Arbeit ist. Der Lebensplatz ist für Clemens Sedmak eine Verankerung im Leben mit wichtigen Bezugspersonen, mit wichtigen Tätigkeiten und dem Wissen um Zugehörigkeit. Jede Bindung ist wie ein Pflock, der einen Jugendlichen im Leben Sicherheit verleiht.
Anerkennung finden die Jugendlichen gemäß Clemens Sedmak durch Peers, die Gruppe der Gleichgestellten, durch Begleiter und Gruppen, denen sie angehören und durch erbrachte Leistungen. Clemens Sedmak ergänzt: „Für das Selbstvertrauen ist Zugang zu Quellen von Anerkennung entscheidend. Da können auch Arbeitsumfeld und Bildungssystem Wesentliches beitragen.“ Anerkennung können Jugendliche auch dadurch erreichen, dass die Gesellschaft sie bei Entscheidungen einbindet und Verantwortung überträgt.
Von Hans Klumbies