In seinem Buch „Profitgier ohne Grenzen“ kritisiert Caspar Dohmen, dass die soziale Gerechtigkeit für Arbeitnehmer rapide abnimmt. Seit dem Beginn der Globalisierung und der Entstehung von immer größeren Konzernen ist Arbeit seiner Meinung nach nur noch ein Kostenfaktor, der möglichst gering gehalten werden muss. Allein der Profit und die gigantischen Umsätze der Unternehmen zählen, auch in Deutschland. Caspar Dohmen fürchtet: „Wenn sich Arbeiter nicht solidarisieren, auch über Grenzen hinweg, wird sich die Lage vieler Arbeitenden verschlechtern und Menschenrechte werden weiterhin mit Füßen getreten.“ Nicht nur in Asien, Afrika und Südamerika werden Arbeiter schamlos ausgebeutet, auch in Deutschland ist die Arbeit immer weniger wert. Und die Digitalisierung wird den Wettbewerb der Beschäftigten um bezahlte Arbeit drastisch verschärfen. Der Wirtschaftsjournalist, Buchautor und Dozent Caspar Dohmen studierte Volkswirtschaft und Politik in Köln.
Jeder vierte Beschäftigte in Deutschland wird schlecht bezahlt
Das Kapital hat für Caspar Dohmen ohne Zweifel die Oberhand über die Gestaltung der Arbeitswelt gewonnen. Und seine Interessen werden vor allem von den großen Anlegern und grenzüberschreitend tätigen Konzernen bestimmt, den großen Gewinnern der vergangenen dreißig Jahre: Die größten Konzerne haben seit 1989 ihre Gewinne mehr als verfünffacht. Ein verhältnismäßig junger Akteur auf der internationalen Bühne in Sachen Arbeitsrechts sind NGOs (nichtstaatliche Organisationen), die seit den 1990er Jahren ungeahnte Wirkungsmacht entfaltet haben.
Die Staaten waren maßgeblich daran beteiligt, dass sich das Kräfteverhältnis zugunsten der Konzerne verschieben konnte. Regierungen haben vielerorts die Arbeitsverhältnisse entrechtlicht und die Wirtschaft grenzenlos liberalisiert. Dagegen ist die Gewährleistung elementarer Arbeits- und Menschenrechte in der Welt der Wirtschaft erschreckend unverbindlich geblieben. Das gilt auch für Deutschland. Hierzulande gilt übrigens bereits jedes vierte Beschäftigungsverhältnis als prekär, also als schlecht bezahlt und unsicher.
Caspar Dohmen plädiert für die Einführung eines Grundeinkommens
Verbesserungen in einer global vernetzten Wirtschaft sind für die Arbeitenden nur für alle oder niemanden erreichbar. Deswegen nutzen Fortschritte bei Sozial- und Arbeitsstandards und eine angemessene Teilhabe der Arbeitenden am Erwirtschafteten am Ende allen Beschäftigten. Langfristig muss die Vereinbarung und Erfüllung von Mindeststandards in der globalen Arbeitswelt das Ziel der internationalen Politik sein. Wo immer möglich, sollte die Stellung der Beschäftigten in den Betrieben gestärkt werden.
Die Einführung eines Grundeinkommens wäre laut Caspar Dohmen ein gewaltiger Schritt für eine Mindestbeteiligung aller am Erwirtschafteten und für eine gerechte Nutzung der automatischen Dividende. Im Kern geht es darum, dass der Staat jedem seiner Bürger ohne Bedarfsprüfung einen bestimmten Betrag auszahlt. Caspar Dohmen vertritt die These, dass ein Grundeinkommen mehr Menschen darin bestärken würde, die Tätigkeiten auszuüben, die ihnen Freude machen und von deren Nutzen sie überzeugt sind. Und der Autor strebt große Ziele an: „Ein lohnendes Projekt für das 21. Jahrhundert wäre die Einführung globaler, existenzsichernder Mindestlöhne für alle Arbeitenden.“
Profitgier ohne Grenzen
Wenn Arbeit nichts mehr wert ist und Menschenrechte auf der Strecke bleiben
Caspar Dohmen
Verlag: Eichborn
Gebundene Ausgabe: 317 Seiten, Auflage: 2016
ISBN: 978-3-8479-0621-6, 22,00 Euro
Von Hans Klumbies