Berlin im Jahr 2020. Über das Smartphone verwalten und gestalten inzwischen viele Menschen ihr Leben. Andreas Barthelmess behauptet: „Nicht nur Musik und Messages und sonstigen Digitalkram, sondern unser gesamtes Leben. Wir haben es immer in der Tasche, immer dabei: unser Smartphone, unser Leben. Und so geht es nicht nur uns, sondern auch den Menschen in Madrid und Madras, Mumbai und Moskau.“ Im digitalen Zeitalter ist scheinbar alles immer und überall. Und mit dem Smartphone hat man zugleich immer alles in der Hand, im buchstäblichen wie im übertragenen Sinne. Alles ist immer überall und gleichzeitig supernah. Ist das Smartphone vielleicht inzwischen zu nah an die Menschen herangerückt? Die Antwort lautet: ja. Dabei muss man allerdings Digitalisierung, Netz und Smartphone differenzieren. Andreas Barthelmess ist Ökonom, Start-up-Unternehmer und Publizist.
Die Digitalisierung besteht aus drei Phasen
Denn genau genommen ist Digitalisierung der Überbegriff, der sich wiederum in drei historische Phasen einteilen lässt. Sie entsprechen dem Aufstieg bestimmter technischer Entwicklungen. Erstens zählt dazu die Informationstechnologie, wie sie sich in den Siebziger- und Achtzigerjahren mit den Personal Computern etabliert. Zweitens gehört dazu das Netz, das im darauf folgenden Jahrzehnt online geht. Drittens etabliert sich das Smartphone mit seinen Apps, die das Netz mobil gemacht haben.
Jetzt erst ist mit der Erfindung des Smartphones ist das Internet überall, immer zur Hand. Und erst damit beginnt das disruptive Zeitalter des sogenannten ubiquitous computing. Heute hat das Smartphone fast jeden erreicht, sogar die heutige Generation der Großeltern. Im Jahr 2007 war es cutting edge, heute ist es Commodity für Senioren. Das Internet der Dinge ist für Andreas Barthelmess bald schon in jedem Kühlschrank smart. Ist keine Milch mehr da, sagt er im Edeka Bescheid.
Selbst Beziehungen gibt es heute nur noch digital
Die sogenannten Wearables checken Herzratenvariabilität, Temperatur und Gehirnströme. Unterwasche und Basecap sind vernetzt und kümmern sich um Datenabgleich mit dem Rest der Welt. Das fehlende Vitamin wird am Abend zugestellt. Während ein Mensch am iPhone spielt, fahren Autos schon autonom. In der Hotline spricht man mit einer Servicekraft, von der man nicht weiß, ob sie ein Mensch oder eine Maschine ist, die von künstlicher Intelligenz gesteuert wird.
Selbst Beziehungen gibt es heutzutage für viele Menschen nur noch digital. Andreas Barthelmess vertritt die These: „Wer jetzt noch analog ist, wird es immer bleiben, und Single sowieso. Beziehungen gibt es heute nur noch digital.“ Egal, ob man auf Reisen ist oder in eine neue Stadt umzieht. Die gesamte Kommunikation, das ganze Ankommen läuft digital. Regeln gibt aus allerdings auch auf Facebook. Je mehr gemeinsame Freunde, desto besser. Unbefreundet wird kaum jemand dem Gegenüber eine Nachricht schicken. Quelle: „Die große Zerstörung“ von Andreas Barthelmess
Von Hans Klumbies